Wanderung durch Woltersdorf

Achim Schneider (CDU) hatte eine Idee, Woltersdorfern die sichtbaren Folgen von politischen Entscheidungen in natura nahezubringen. Wer wäre besser geeignet gewesen, die vergangenen Jahrzehnte zu beleuchten, als der einstige Bürgermeister, Wolfgang Höhne (WBF) und Gisela Schuldt. Mehr als das Sichtbare zeigen wollte Frau Schuldt und sammelte Fotos, Grafiken und kartografische Blätter aus mehreren Jahrhunderten Woltersdorfer Geschichte.

Der Dokumentenstapel landete bei Angelika Bandelier, die sich der grafischen Aufbereitung annahm. Pech am Rande, eine Videokassette, deren Band falsch zurückgespult war, schickte ihren Videorekorder in die ewigen Jagdgründe.

In mehreren Wochen entwickelten die beiden ein Bilderbuch Woltersdorfer Vergangenheit und Gegenwart und texteten die Ansagen zu den Abbildungen. Bis zur letzten Minute wurde daran gearbeitet, immer wieder kamen den Beiden weitere Ideen, was denn alles unbedingt noch mit hineinsollte in das Bilderbuch.

Gestern war‘ s dann soweit, am Treffpunkt vor der „Alten Schule“ trafen sich die, die mit wandern wollten und das bei rund 30 Grad im Schatten. Dabei waren auch der Landtagsabgeordnete Dierk Homeyer (CDU), der Kreistagsabgeordnete Wolfgang Stock (CDU) und der Vorsitzende der Gemeindevertretung Sebastian Meskes (Die Linke). Gisela Schuldt, ein wandelndes Lexikon Woltersdorfer Geschichte, hielt einen Vortrag über die Vergangenheit bis zur Gegenwart, blätterte zusammen mit Angelika Bandelier durch das Bilderbuch, ihr Finger zeigte auf Gebäude, Straßenzüge, Landschaften und alte Landkarten. Die Leute rückten näher ran, um das Interessante zu sehen. Gisela Schuldt erzählte die Geschichte der Schule, der Kitas, von bekannten Persönlichkeiten, die nicht mehr sind. Vom letzten Krieg, Bomben und Ruinen berichtete sie, von den Jahren in der DDR und deren Vereinigung mit dem anderen Deutschland.

Von den Wendejahren bis in die Gegenwart erzählte dann Wolfgang Höhne. Er kramte in seinen Erinnerungen, sprach über die Schwierigkeiten der ersten Jahre. Es gab kaum Planer, Stadtentwickler waren ebenfalls Mangelware. Ein Plan musste her, was sollte Woltersdorf werden, wie sollte es in dreißig bis vierzig Jahren aussehen. Immer wieder ließ der Redner anekdotische Erlebnisse einfließen. Es war ein gelungener, informativer und auch humorvoller Beitrag von Wolfgang Höhne.

Die erste Station war der Ortskern rund um das Rathaus, Wolfgang Höhne erzählte vom Rathaus, der Schule, dem alten Haus der Feuerwehr und der Besetzung der „Alten Schule“ durch Gisela Schuldt.
An der Schleuse verteidigte Wolfgang Höhne die damaligen Beschlüsse, Woltersdorf zu einem Erholungsort für Ausflügler zu entwickeln und auf industrielle Ansiedlungen zu verzichten. Wichtiger Bestandteil ist die Woltersdorfer Straßenbahn, die seit 1913 die Berliner von Rahnsdorf zur Schleuse bringt. Schon dazumal sahen die Woltersdorfer Verantwortlichen diesen Zweig des Tourismus als wichtigen Bestandteil für das Wachsen des Ortes an.

Dritte und letzte Station auf der Wanderung war der Berliner Platz, auf der einen Seite die Demos und der Schwarze Netto, auf der anderen nichts außer Graswüste. Ein Investor ist da, der möchte hinter dem Schwarzen Netto gerne so etwas wie ein Altenheim hinstellen. Da ist aber noch alles in der Schwebe.
Dort, hinter dem Netto, da steht ein Baum. Ich würde ja gerne schreiben was für ein Baum, vielleicht sagt mir mal einer, was das für ein Gehölz ist. Also, der Baum hat für Wolfgang Höhne eine besondere Bedeutung. Vor vielen Jahren, seine Tochter war noch ein kleines Kind, da regnete es fürchterlich viel und lange. Der sandige Boden war trotz der winterlichen Jahreszeit bis ins Innere aufgeweicht. Da machte sich die Tochter auf den Weg zu dem Baum, der Boden saugte sich an ihren Schuhen fest. Tiefer sank das Kind in den Schlamm. Als das Mädchen bis zur Hüfte eingesunken war, sah ein Mann die verzweifelt wedelnden Arme. Mit einer sechs Meter langen Leiter, die er über den Morast legte, rettete er Wolfgang Höhnes Tochter.

Damit beende ich die Geschichte, nicht ohne mitzuteilen, Gisela Schuldt und Angelika Bandelier wollen das Bilderbuch noch erweitern, bei der Wanderung kamen ihnen noch einige Ideen. Wenn‘ s denn fertig ist und der eine oder andere solch einen Bildband erwerben möchte, dann mag er sich an Gisela Schuld wenden.