Volkstrauertag in Woltersdorf

Gisela Schuld, Vorsitzende des Verschönerungsvereins, begrüßte die zahlreichen Gäste. Unser Landrat Rolf Lindemann hielt eine beeindruckende Rede, die ich hier gerne wiedergebe. Anschließend trug Jan-Paul Kath das Gedicht „Zum Volkstrauertag“ vor. Gemeindekirchenrat Dr. Brinkmann und Christian Stauch als Geschäftsführer vom Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge Landkreis oder-Spree faßten danach ihre Gedanken in Worte. Für den musikalischen Rahmen sorgte die Holly Brass Band.

Es folgt die Rede unseres Landrates Rolf Lindemann zum heutigen Volkstrauertag

Rolf Lindemann und Gisela Schuldt

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Sie sich – um der Erinnerung und des gemeinsamen Nachdenkens Willen – angesprochen fühlen, an dieser Veranstaltung des Volksbundes teilzunehmen,

Den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gibt es seit nunmehr 99 Jahren.
Er entspringt einem bürgerschaftlichen Anstoß, in Ansehung der verstörenden Folgen des Ersten Weltkrieges, dessen Ende sich in diesem Jahr zum 100. Mal jährt. Ein Krieg, der als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts betrachtet wurde, so der Historiker und Diplomat George F. Kennan – Ein Krieg der mit der unzureichenden politischen Bewältigung bereits die Saat in sich trug, für die dann noch einschneidendere Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und die Ermordung der Juden, der Sinti und Roma sowie weiterer Bevölkerungsgruppen aus ideologischem Hass in ganz Europa zur Folge hatte.

Während man beim Ersten Weltkrieg vielleicht noch vom Hineinschlittern einer überforderten Elite sprechen kann, wie das der Historiker Christopher Clark in seinem Buch „Die Schlafwandler“ nahelegt, war der zweite Weltkrieg ein vorsätzliches und vergeltungsgeleitetes Anliegen nationalsozialistischer Verblendung und der entsprechenden gesellschaftlichen Handlanger, vornehmlich in Militär und Verwaltung, in Wirtschaft und Wissenschaft.

Möglich wurde er aber nur, weil er dem Zeitgeist entsprach. Hitler hat sich nicht an die Macht geputscht – er hat seine
Reichskanzlerschaft durch Wahl errungen- demokratisch legitimiert
durch die Mehrheit der deutschen Bevölkerung, was man später nicht mehr wahrhaben wollte.

Die Weimarer Republik ist somit nicht an zu vielen Nazis zugrunde gegangen, sondern an zu wenig Demokraten – eine Erkenntnis, die einen mahnenden Akzent setzt, auch für uns Heutige.

Beiden Kriegen lag eine verhängnisvolle Mentalität zu Grunde:
– ein noch weit verbreiteter Untertanengeist,
– der sprichwörtliche preußische Kadavergehorsam,
– ein chauvinistischer Nationalismus der Verachtung alles „Nichtdeutschen“- die Formel dafür war: Die Freiheits- und Einheitsstrebende erste Strophe des „Liedes der Deutschen“:

– das „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt“ –
Freilich in sehr eigenwilliger Interpretation.

Diese Weltanschauung gründete in einem männlichen Rollenverständnis und Verhaltensmuster, dessen Prototyp die Gestalt des Dietrich Hessling in Heinrich Manns „Der Untertan“ ideal verkörperte: schneidig, Hang zum kraftvollen Auftritt, zur dominanten, rücksichtslosen und menschen- verachtenden Interessendurchsetzung – denken wir an Kaiser Wilhelm II und seine berüchtigte Hunnenrede „Pardon wird nicht gegeben“;
das Ganze gepaart mit einer ängstlichen Sorge um die eigene Identität, um die Gesichtswahrung, im Hintergrund ein lächerlicher männlicher Ehrenkult.

Dieses Muster findet sich ausdrucksstark in der Bemerkung des Reichskanzlers von Bethmann-Hollweg, der mit Blick auf die Kriegserklärung markig formulierte: „Ein Zurückweichen käme einer Selbstentmannung gleich“.

Dieser Geist durchzog alle Lebensbereiche und alle Bevölkerungsschichten – nur so ist die nationale Begeisterung im August 1914 über den plötzlichen Kriegsausbruch zu erklären, wenngleich diese schnell verflog, als sich der erwartete schnelle und kurze Waffengang gegen den „Erbfeind Frankreich“ à la 1870/71 als grandiose Fehleinschätzung herausstellte und der anfängliche Vormarsch in ein jahrelanges Verbluten und in einen Menschenfressenden Stellungskrieg mündete.
Der Mythos von Sedan wurde gegen den Horror von Verdun und anderer Schreckensorte eingetauscht.

Das Ergebnis dieses ersten industriell geführten Krieges der Moderne mit neuen schrecklichen Waffen: Bahngeschützen, U-Booten, Flugzeugen, Kampfgas, Flammenwerfer und Tanks – eingesetzt von 70 Millionen beteiligten Soldaten aus 40 Ländern dieser Erde: – 17 Millionen Tote, unzählige an Körper und Seele Versehrte – alleingelassen in ihrem Elend und auf die Unterstützung der Familie bzw. aufs Betteln angewiesen. Dazu die bittere Not und der Hunger in der Zivilbevölkerung.

Meine Damen und Herren,
dieses grauenvolle Geschehen liegt jetzt 100 Jahre zurück und viele Deutsche meiner oder der nachfolgenden Generationen stellen sich deshalb die aus ihrer Sicht legitime Frage, was geht mich das eigentlich noch an?

Ich war vor einem Monat aus Anlass einer Veranstaltung zum Ende des Ersten Weltkrieges bei unseren Partnern – der Deutschsprachigen Gemeinschaft – Ostbelgien – in der Belgischen Botschaft eingeladen.

Die Belgier haben hier eine sehr wache Erinnerung an den Krieg und insbesondere an den 11.11.1918, als im Westen nach dem Waffenstillstand von Compiegne die Waffen schwiegen.
Dieses Datum wird hier in den Rang eines nationalen Feiertages erhoben, während es bei uns keine Rolle spielt und die Rheinländer an diesem Tag dem Beginn der 5. Jahreszeit, die übergeordnete Bedeutung einräumen – was wiederum die Belgier verwundert.

Gerade die Belgier haben auch allen Grund, diesen Tag als einen Tag der Befreiung zu feiern, wurde doch das neutrale Belgien von Deutschland überfallen und schlimme Kriegsverbrechen an der belgischen Bevölkerung mit sinnlosen Zerstörungen, wie etwa der berühmten Universitätsbibliothek in Löwen, und Geiselerschießungen verübt sowie ein insgesamt hässliches Besatzungsregime etabliert.

Ich werde als Deutscher auch, das zeigt diese Begegnung, also auch noch nach einhundert Jahren mit diesen Geschehnissen konfrontiert – nicht im Sinne einer persönlichen Schuldzuweisung – aber als historische und zu erinnernde, erlittene nationale Verletzung.
Und ich denke, das gehört auch zu einem kulturvollen Umgang miteinander in Europa, dass man sich die Abgründe vor Augen führt, denn nicht aus Verdrängung sondern aus einer intensiven Betrachtung
„dieser anderen Art“ von Politik kann eine gemeinsame gute Zukunft erwachsen – und die europäische Idee ist doch letztlich der konsequente Reflex auf die grauenvolle Geschichte Europas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Und genau deshalb greift auch der Volksbund dieses Erinnerungsbedürfnis im europäischen Kontext auf.

Was geht uns Heutige das noch an?
– In dieser Frage schwingt ein wenig der Wunsch nach einem Schlussstrich mit. Aber ich denke, wir Deutschen haben aufgrund unserer tiefen Verstrickung in diese Kriegsereignisse nicht die moralische Berechtigung, diese Debatte mit diesem Akzent zu führen. Diese Frage zu beantworten, liegt bei denen, die ohne eigenes Zutun Opfer geworden sind.

Wir sollten in Deutschland auch nicht so zu tun, als wären 100 Jahre eine sichere Entfernung, aus der heraus man über den Ersten Weltkrieg mit der gleichen intellektuellen Abgeklärtheit diskutieren könnte, wie über die punischen Kriege.

Was uns das angeht, beantwortet sich spätestens beim Blättern im eigenen Familienalbum, beim Blick auf die Gefallenentafeln in den Kirchen und an den Denkmälern. Die Antwort ergibt sich aus der familiären Selbstbetroffenheit.
Mit jedem Namen ist auch eine Welt untergegangen- und die schmerzlichen Folgen trafen doch vor allem jene, die seinerzeit zu den wesentlichen Lebensfragen nicht gehört wurden- Frauen, Mütter und Kinder.

Und gerade weil weder Politik noch die damalige Gesellschaft fähig und willens waren, die erforderliche Auseinandersetzung zu führen, sich mit den politischen Ursachen, den Wirkungen, den Triebkräften und Mechanismen der Katastrophe von 1914/18 auseinanderzusetzen, war die noch größere Katastrophe des Krieges von 1939-1945 mit dann
60 Millionen Toten und einer weitgehenden Zerstörung der gesamten Infrastruktur Europas vorgezeichnet worden.

Und auch dieser Krieg wurde spätestens nach Stalingrad von hochrangigen Offizieren, die Verantwortung für die ihnen anvertrauten Menschen trugen, weitergeführt, obwohl er keine rationale Zielsetzung mehr erkennen ließ und die Generalität auch erkannte oder zumindest hätte erkennen müssen, dass man auf einen schrecklichen Abgrund zusteuerte- und sie haben es dennoch nicht fertig gebracht, ihrem Gewissen zu folgen und ihre Pflicht zu tun.

Nur wenige Offiziere, wie Henningvon Tresckow und die weiteren Attentäter des 20. Juli um von Stauffenberg brachten jenen Mut auf, den sie von jedem ihrer einfachen Soldaten jeden Tag verlangten, nämlich ihr Leben für das „Vaterland“ einzusetzen. Viele brachten es nicht einmal über sich, sich über ihren lächerlichen Eid auf den Führer hinwegzusetzen und einen charismatischen Irren unschädlich zu machen, der ein sich selbst tragendes, zerstörerisches System in Gang gesetzt hatte, das ein ganzes Land bis zum bitteren Ende in eine gespenstische hypnotische Gefolgschaft versetzte.

Wie sich die Bilder gleichen, hier Hindenburg und Ludendorff und dort Hitler und Keitel – beides Lehrstücke deutscher „Tapferkeit“ und deutschen Verantwortungsbewusstseins – teuer bezahlt mit fast 80 Millionen Toten:
– Soldaten und Kriegsgefangene
– Zwangsarbeiter
– Alte, Frauen und Kinder
– ermordete jüdische Mitbürger, Sinti und Roma,
– politisch Verfolgte, Kommunisten und Sozialdemokraten,
– überzeugte Pazifisten und Christen, die den Pakt mit dem Teufel nicht unterschreiben wollten,
– Opfer des Luftkriegs,
– auf der Flucht Umgekommene,
– Verhungerte,
– Menschen, die ihrer sexuellen Orientierung wegen verfolgt wurden.

Das Ende auch des Zweiten Weltkriegs liegt 73 Jahre zurück – ein ganzes Menschenleben. Auch hier könnte man fragen, was geht mich das an?

Ich war am 20. Juni in Neuendorf im Sande – etwa 5 km von Fürstenwalde entfernt. Auf dem dortigen Gutsgelände befand sich ein jüdisches Landgut, in dem sich in den dreißiger Jahren ursprünglich junge Juden landwirtschaftlich ausbilden ließen, um dann die erworbenen Kenntnisse in Palästina anwenden zu können.
Diese Ausbildungsstätte wurde unter der Naziherrschaft in zynischer Weise kurzerhand in ein Sammel- und Zwangsarbeiterlager umfunktioniert. Von hier aus wurden Menschen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche, auf die Transporte in die Konzentrationslager geschickt.

Bei dieser Gelegenheit traf ich den 87-jährigen Itzhak Baumwohl, dessen Schwester Jutta, 1943 von hier aus nach Auschwitz deportiert wurde. Die gesamte heutige Familie war eigens anlässlich der Einweihung einer Stele für Jutta Baumwohl aus Israel angereist und hat an dem von 80 Grundschülern der Clara-Grunwald-Grundschule Hangelsberg und Berlin sehr einfühlsam gestalteten feierlichen Erinnern teilgenommen.

Itzhak Baumwohl konnte damit ein Lebenswunsch erfüllt werden – auf diese Weise seiner geliebten Schwester noch einmal so nahe sein zu können.

Etwa 200 Menschen aller Generationen haben an diesem Tage dazu beigetragen, Itzhak Baumwohl ein ganz anderes Deutschlands zu zeigen, als das, welches er 1941 zurücklassen musste.
Ein Deutschland mit einem freundlichen Gesicht, ein Deutschland, das sich seiner historischen Verantwortung stellt und dieser auch gerecht wird.
Und er hat eine neue Generation von Deutschen kennengelernt, die Stellung bezieht, und damit ihren bescheidenen Beitrag zur Versöhnung zu leisten sucht.

Verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,
die Frage nach dem was geht mich das an, lässt sich gerade mit dem Blick auf dieses kleine aber berührende Einzelschicksal, welches doch für viele steht, beantworten: dieses Erinnern – auch 80 oder 100 Jahre nach den historischen Ereignissen – ist uns durch unsere ethischen Maßstäbe und durch die Wertordnung unseres Grundgesetzes aufgegeben.

Wir blicken ja gerade deshalb fassungslos auf jenen Teil der Geschichte, weil wir uns als Verfassungspatrioten zu unserem Land bekennen.
Wer redlich mit der deutschen Geschichte umgeht, erkennt, diese lässt sich nicht nach Belieben aufteilen, in die grandiosen technischen und kulturellen Leistungen, zu denen man sich gerne bekennt und die eben hässliche Seite, die man nicht wahrhaben möchte.
Und wer diesen unangenehmen Ausschnitt der Geschichte als
„Vogelschiss“ bezeichnet, der ist entweder zu dumm, die eigentliche
Bedeutung dieser sicherlich zeitlich kurzen Spanne von nur zwölf Jahren von 1933-1945 zu verstehen, oder er ist politisch böswillig und nimmt bewusst in Kauf, das mühsam wieder erlangtes Ansehen Deutschlands in der Welt zu schädigen.

„Erinnern ist das Geheimnis der Erlösung.“ Dieser Satz des jüdischen Gelehrten Baal Schem Tov findet sich über dem Eingang der Holocaust- Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem.

Siegfried Lenz hat zu Recht davor gewarnt, Ausflüchte zu suchen. Er sagt: Vergangenheit hört nicht einfach auf – Geschichte prüft uns in der Gegenwart – wie wahr!

Deshalb reicht es nicht, eine anspruchsvolle Erinnerungskultur zu pflegen. Wir müssen diese vielmehr auch in den Kontext der aktuellen Bedrohungen oder neuen Formen der Diskriminierung und Ausgrenzung in unserer Gesellschaft stellen.
Charlotte Knobloch, die ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden mahnt uns: Wehret den Anfängen! – Das bedeutet: Es gibt in dieser Hinsicht keine Kleinigkeiten. Alles fängt immer klein an – auch Menschenverachtung.
Unsere Gesellschaft, unsere Demokratie lebt von der Loyalität ihrer Bürger, von Zivilcourage und dem Willen und der Bereitschaft jedes Einzelnen, diesen Staat, das Gelingen unseres friedlichen Miteinanders, als seine eigene Aufgabe zu begreifen.

In diesem Sinne bleibt die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und sein Bemühen, Erinnerung wach zu halten, auch weiterhin eine wichtige Aufgabe – denn neue Formen von Krieg,
Gewalt, Terror führen jedes Jahr dazu, dass sich das Spektrum der Opfergruppen erweitert.
Manchmal hat man den Eindruck, die Welt sei aus den Fugen geraten.

Ein kluger Mann hat einmal gesagt, wenn die letzten Zeitzeugen des Massakers die Bühne verlassen haben, der Schrecken aus den Gliedern gewichen ist, dann hütet euch vor dem Menschen, dann wird das Morden wieder denkbar.

Wir erleben derzeit, dass selbst diejenigen, die uns seinerzeit als Besatzungsmacht eine neue Wertordnung geradezu eingetrichtert haben,
sich nunmehr selbst von ihren eigenen Maßstäben entfernen – denn auch das „America first“ weist doch sehr in eine Richtung, die wir mit „Deutschland, Deutschland über alles“ schon einmal hatten und die uns eine traumatische Erfahrung beschert hat.
Wir sind bisher unseren Werten treu geblieben und haben versucht, unsere Lehren aus der Vergangenheit für eine gute Zukunft nutzbar zu machen. Das ist angesichts der Herausforderungen, denen wir uns gegenüber sehen, nicht immer einfach und löst zum Teil heftige Diskussionen aus, etwa um die Frage der Aufnahme neuer Flüchtlinge oder die um die Beteiligung der Bundeswehr an Auslandseinsätzen.

Aber unsere besondere Erfahrung besagt eben auch, dass auch die neuen Formen der Gewaltanwendung etwa des Terrors, den z.B. der islamische Staat in viele Länder trägt, nicht an einer guten Gesinnung haltmachten. Wir sind auch gezwungen, unsere Freiheit und unseren Frieden aktiv zu verteidigen und wir haben auch eine ethische Schutzverpflichtung gegenüber Wehrlosen, die derartigen menschenverachtenden Verfolgungen ausgesetzt sind.

Und deshalb gilt an diesem Tage unser Andenken auch den über 100 Soldaten, die für die Verteidigung dieser Werte ihr Leben lassen mussten.
Die Auslandseinsätze mag man politisch ganz unterschiedlich bewerten. Das ändert nichts an unserer Verantwortung:
Diese Soldaten sind durch das von uns gewählte Parlament in den Einsatz befohlen worden und sie leisten diesen Einsatz nicht für sich selbst, sondern für uns alle.
Deutschland und die Bundeswehr bedrohen niemanden. Diese Einsätze dienen dem Schutz von Menschen und entspringen unserer ethischen Auffassung, dass man nicht nur durch aktives Handeln schuldig werden kann, sondern eben auch durch Nichtstun und das Unterlassen des moralisch Gebotenen.
Das weiß niemand besser als wir Deutschen, die geschwiegen haben, als Menschen mit Behinderung im deutschen Namen getötet und die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger aus der Nachbarschaft abgeholt wurden.
Wir sollten das Opfer, dass diese jungen Frauen und Männer der Bundeswehr für uns alle erbringen, auch mit der richtigen Bedeutung versehen.
Die öffentliche Aufmerksamkeit gehört oftmals mehr denjenigen, die sich in dieser Republik nicht richtig verstanden fühlen, die über vermeintliche Ungerechtigkeiten lamentieren, sich selbst zu Opfergruppen hochstilisieren und dabei völlig aus dem Auge verlieren,
welche Opfer andere Bürger in diesem Staat bereit sind, auf sich zu nehmen.
Auch das gehört zum Erinnern im Rahmen des Volkstrauertages, denn ein solches Erinnern muss ein ehrliches Erinnern bleiben und es sollte auch mit einem dankbaren Blick versehen sein.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen: Friede sei mit euch! Shalom und Salam.