Was mich diese Woche beschäftigte
Die Türkei war einst eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Sie war es, inzwischen reisen sie weniger ins Land des Halbmondes. Nicht alle, unsere Kanzlerin macht sich immer wieder unverdrossen auf den Weg zum Strahlemann in Ankara. Letztes Wochenende, sie brauchte wohl wieder mal den starken Mann, der ihr alle Nase lang zeigt, wo der Hammer hängt, jettete sie wieder einmal zum großartigen Türkenchef.
In Nizip einer kleinen Grenzstadt zu Syrien schaute sie sich eine Schule mit Flüchtlingskindern an. Kinderfotos sind immer gut, wenn der selbst ruinierte Ruf wieder aufpoliert werden soll. Guckt man zurück, Kaiser, Schah, Zar, Mao, Stalin, Hitler, Ulbricht, Lenin immer wieder brauchen verbrauchte Politiker Kinder, viele lachende Kinder um sich, jedenfalls auf den Pressefotos.
Die Vorbereitungen für die Reise kann man getrost als nicht gelungen bezeichnen. Der türkische Journalist Abdullah Bozkurt warnte ungefragt, die Schulbildung für syrische Kinder liege in der Hand von Islamisten, in den Schulen seien islamische Verbände aktiv. Die EU fördert solche und andere Projekte mit bis zu sechs Milliarden Euro. Ich finde, da ist das Geld gut angelegt, der IS wird sich vor Vergnügen totlachen. Würde das geschehen, die sechs Milliarden Euro wären nicht zum Fenster rausgeschmissen und jeder würde unsere Kanzlerin ob ihrer genialen Kriegskunst bewundern. Mal sehen, ob’s klappt oder ob noch einige Milliarden nachgeschossen werden müssen, von der genialen EU.
Wir sind schon bei den geförderten Milliarden, bleiben wir noch ein wenig bei den Fördergeldern an ehrwürdige Empfänger. Ein Verein in Berlin hat Vereinsförderung beantragt. Der Verein nennt sich „Europa Terra Nostra“ (ETN). Sitz des Vereins ist im Haus der NPD-Bundeszentrale in der Seelenbinderstraße. Laut Satzung sieht sich der Verein als politische Stiftung. Wie jeder ordentliche Verein hat auch dieser Verein einen stellvertretenden Vorsitzenden, hier plagt sich das NPD-Landesvorstandsmitglied Oliver Niedlich mit dem schweren Job. ETN soll jetzt aus dem EU-Haushalt gefördert werden. Im Haushaltsplan sind dafür 197.625 Euro für 2016 vorgesehen.
Die EU ist wirklich Spitze, da mal schnell sechs Milliarden Euro fürs Osmanische Reich, da mal schnell schlappe 200.000 Euro für Gestrige und alles zahlen wir über unsere Steuern. Nur für uns bleibt nichts übrig in dieser EU, außer den Zahlemann mimen.
Bleiben wir einen Moment bei Vereinen und Stiftungen. In Berlin residiert eine Stiftung namens „Amadeu-Antonio-Stiftung“. Die Stiftung engagiert sich seit 1998 gegen Rechtsextremismus. Den Laden haben irgendwelche Leute mit einem Stasiwappen verunziert und daneben noch Zettel mit der Aufschrift „Sie betreten den Überwachungsstaat“ angepappt. Da fragt man sich doch, wie kommen Menschen, die denken können, auf die Idee eine ehrbare Stiftung vorzuführen.
Vielleicht hat es etwas mit der Chefin der Stiftung zu tun, denke ich mal. Boss in der Stiftung ist Anneta Kahane. Die Gute hat in schweren politischen Zeiten von 1974 bis 1982 mit der Stasi gekuschelt, sie war Inoffizielle Mitarbeiterin, soll den Decknamen „Victoria“ geführt und eine satte Akte vorzuweisen haben.
Ich lernte die Gute durch die „Berliner Zeitung“ kennen. Dort hat sie eine Kolumne, vor der ich mich zunehmend graulte. Nach jedem ihrer hochmoralischen Artikel fühlte ich mich schlecht, mies, noch mieser, nur weil ich das Pech hatte, als Deutscher auf die Welt zu kommen. Unendlich schwer lastete Anneta Kahanes Moralin auf mir. Irgendwann zog ich die Notbremse und kündigte mein Abo bei der „Berliner Zeitung“. Seitdem beginne ich, mich nicht mehr meiner deutschen Geburtsurkunde zu schämen.
Anneta Kahane sollte einmal darüber nachdenken, wie sich ihre vergangenen Dienste für einen extremen Staat mit der Kämpferin gegen Rechtsextremismus in Einklang bringen lässt. Glaubwürdig erscheint mir ihr Engagement nicht, anderen, die gröber gestrickt sind vielleicht auch nicht.