An einem Freitag Abend im August startete das Sommerfest auf der Maiwiese. Von der Bühne wehte flotte Musik der Band „Forty Seven“, die Dezibel der Verstärker machten jede Unterhaltung zu einem fast aussichtslosen Unterfangen. Plötzlich Stille, unterbrochen von einigen gebrüllten Wortfetzen, bis auch die Besitzer der gequälten Stimmbänder ihre Lautstärke drosselten. Über der Bühne wabberte in dünnen Fäden blauer Qualm in den Himmel. Die angenehme Stille verdankten wir einer durchgebrannten Sicherung. Etwas später, die zweite Sicherung landete ebenfalls im Nirvana, half ein DJ mit seinem Arsenal an Platten aus.
Bei der Klavier-Matinee von Igor Levit in Gohrisch wurde es nicht still, sondern dunkel. Die Hauptsicherung war abgeraucht. Niemand sah seinen Nachbarn, der Solist sah keine Noten, die Zuhörer wurden unruhig. Levit hatte seine Noten im Kopf und spielte im Dunkeln sein Werk zu Ende. Der Beifall der Anwesenden war ihm sicher.
Wie ich hörte, soll es nächstes Jahr wieder ein Sommerfest in Woltersdorf geben. Wäre es da nicht eine treffliche Idee den Klaviersolisten zu engagieren? Er kann in stockfinsterer Nacht spielen, Sicherungen sind ihm Schnuppe und Noten braucht er nur, damit das Arrangement Eindruck schindet. Ein weiterer ganz klarer Vorteil gegenüber Sicherungen brauchende Bands, ein Klavier knallt dir nicht das Trommelfell traktierende Dezibel um die Ohren. Wäre doch schön, da könnten wir beim Bierchen ungestört plauschen.