Teures Warten, aber exclusiv

Unsere Straßenbahn muss oder will ihre Schienen in der Schleusenstraße erneuern. Die Gemeinde nahm das zum Anlass, die Straße zu erneuern. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde bereits ein Bürgersteig der „Magistrale Rainer Vogel“ erneuert. Der Hauptgrund war, so nehme ich an, der Bürgermeister brauchte für seinen Drahtesel einen komfortableren Weg zwischen Büro und Heim. Wie’s auch sei, der frisch gelegte Bürgersteig wird bei einem neuen Straßenbau noch einmal runderneuert werden müssen.

Im Zuge einer Planung finden sich immer wieder neue Ideen, die einen Ort weit über seine Grenzen bekannt machen. Gute Beispiele sind die Ruinen des Berlin – Brandenburg Flughafens, der Elbphilharmonie und des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Da will Woltersdorf nicht zurückstehen und auch eine gute Idee umsetzen.

Die Magistrale führt am Krankenhaus vorbei und dort sollen zwei Wartehäuschen an Haltestellen, eine auf jeder Seite gebaut werden. Nicht irgendwelche Wartehäuschen, sondern die Wartehäuschen, nein nicht Wartehäuschen -Kunstwerke- sollen es werden. So ein Kunstwerk zieht Touristen an, und wie wir alle wissen, Woltersdorf schafft sich schwer ab, einige Touristen in den Ort zu locken.

Nach meinen Informationen bekam im Jahr 2012 eine Bietergemeinschaft den Auftrag, die für die beiden Wartetempel etwas mehr als 260 TE wollen. Andere Firmen hatten den Preis noch höher kalkuliert. Trotz des hohen Preises für die eleganten Wartepavillons, deren Dächer aus gewölbtem Sichtbeton bestehen und von je sechs filigranen Stahlstützen getragen werden, soll das Werk entstehen. Eine leichte und kunstvoll filigrane Geste lobte ein Gutachter den Entwurf.

Bald tauchte das erste Problem auf, das geschwungene Dach der repräsentativen Bauten, erfordert zeitraubende Statikberechnungen und die Erkenntnis setzte sich durch, dass die Baufirma keine Erfahrung mit dem Werkstoff, etwa Sichtbeton mit Styroporkugeln hat. So ist es eben, wenn der Preis das einzige Kriterium im Vergabeverfahren ist. Das Ingenieurbüro meint, vielleicht hätte die Gemeinde nicht das mit Abstand billigste Angebot wählen sollen.

Dennoch gibt sich der Ausschuss und die Verwaltung entspannt. Alle rechnen damit, dass das Budget für den Straßen- und Gleisbau samt Wartepavillons nicht überschritten wird. Solche Aussagen kennen und lieben wir, deshalb hören wir sie jedes Jahr gerne wieder.

April, April! Die Geschichte stimmt von vorn bis hinten nicht.

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