Nachlese zur GV im März 2012

Ihn treibt die Sorge, dass die Bürger unserer Gemeinde zu wenig von der wirklichen, demokratischen Willensbildung im Ratssaal mitbekommen und aus der daraus resultierenden Unkenntnis, bei der nächsten Wahl der Gemeindevertreter ihr Kreuzchen an die falsche Stelle setzen. Mit einem öffentlichen Appell, in dem er seine düsteren Gedanken und Durchhaltebeschwörungen zu neuen Gipfeln führte, wollte er dem abhelfen. Als rechten Ort für Offenbarungen erkannte der Meister das Mitteilungsblatt und beschwor dort in einem Leitartikel seine Getreuen, ihn den Gewählten in der Gemeindevertretung durch ihre physische Anwesenheit zu unterstützen und aufzuwerten. Sein Flehen war von Erfolg gekrönt, es fanden sich die Wenigen ein, die ihr eigenes Glück in seiner Amtszeit vermuten, um eben diese Zeit möglichst lang hinzuziehen.

Der Tag ging zur Neige, Akteure und Gäste sammelten sich im Ratssaal. Da waren auch einige Zuhörer, die kamen selten, jeder wusste, es waren die, die allzeit um den Dorfschulzen wimmelten, um eben für oben erwähntes Glück gebührende Loyalität zu zeigen. Diagonal gegenüber, in der anderen Ecke des Saals hockten zwei deppig aussehende Zaungäste, wie sich im Laufe des Abends herausstellte, sie sahen nicht nur so aus. Was wollten die beiden Frischlinge? Lange konnten sie ihren Auftrag nicht verbergen, sie fixierten ihre Visagen auf den Vorsitzenden der CDU Fraktion und mühten sich, diesen bei der Verlesung einer gemeinsamen Erklärung der Fraktionen aus dem Takt zu bringen. Die Clowns waren armselig, ihr Verzerren der Visagen, schäbiges Grinsen und ungläubiges wackeln mit dem Kopf, den sie augenscheinlich nur zum tragen eines Hutes vom Herrn spendiert bekamen, fruchtete nichts. Es fiel mir aber auf, die Beiden wurden in der Pause liebevoll von einem anwesenden Unternehmer betreut, der sein Schicksal mit dem des Bürgermeisters verwebte. In der anderen Ecke, schräg gegenüber hockten einige altgediente Schlachtdohlen, zwei der Unverzagten machten einst hier auf diesem Blog Karriere unter dem hübschen Namen Hüpfdohle. Zum Fratzen schneiden waren die Zahnlosen nicht mehr brauchbar, sie durften aber an vorgegebenen Stellen kollektive Zustimmung oder Ablehnung durch seltsames Gurren und Klatschen absondern. Dem Gehampel machte die Vorsitzende aber schnell den Garaus.

Auch fiel mir die bisher nie gesehne Unruhe des Chefs von „Die Linke“ auf, mal ging er den an, mal einen anderen, mit nichts war er zufrieden. Was hat den denn gebissen fragte ich mich und betrachte ungläubig den zappligen Genossen. So zum Ende der U3-Förderung Debatte, Jens Mehlitz hatte etwas von sich gegeben, schlug der Edgar Gutjahr so richtig auf die Pauke: „Herr Mehlitz, ihr herrlicher Hinweis auf die Altbundesländer, die hatten dasselbe Geld, die haben es für andere Sachen ausgegeben, nicht für Kinder, weil dort die Devise herrscht, die Frau gehört an den Herd.“ Der Rest der staatstragenden Worte des roten Rhetorikers verlor sich im brausenden Gelächter. Ich schaute mir den, der sich im Beifall sonnte, an, sah ein Konterfei, fast gänzlich versteckt hinter einem gewaltigen Schnauzbart. Da fiel es mir ein, mit solch überdimensionaler Manneszier schmückten sich einst: Kaiser Wilhelm II, Asterix und Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili genannt „Der Stählerne“ oder einfach nur Stalin. Ist das wuchernde Gewächs unter der großen aus dem Gesicht stechenden Nase des roten Chefs von „Die Linke“ als politisches Symbol zu sehen? Wem mag er wohl nacheifern wollen, fragte ich mich. Da der Genosse an diesem Abend den mühsam verbuddelten und verwesten „Kalten Krieg“ – Ossi gegen Wessi, Wessi gegen Ossi wieder beleben wollte, fiel mir die Antwort nicht schwer. Nur ein gigantischer Oberlippenspoiler macht noch keinen Cäsar, da bedarf’s doch etwas mehr, meine ich.