Im sozialdemokratischen Berlin wird gerade ein recht unsoziales Kapitel auf der Bühne gespielt. Es heißt „Plumpe Selbstbedienung“, die Aufführung findet im Landesrechnungshof statt. Der Rechnungshof fordert mehr Geld für die Führungskräfte der Behörde und der Senat soll es bewilligen. Wie die kräftige Gehaltserhöhung finanziert werden kann, dafür liefert die Führungsetage des Rechnungshofes gleich die wenig soziale Idee, bei der übrigen Belegschaft soll dafür auf der mittleren Ebene gespart werden. Ganze zwölf Stellen sollen eingespart werden.
Begründet wird das mit einer notwendigen Reform der Behörde, die effektiver und wettbewerbsfähiger werden soll. Mit wem die Behörde konkurrieren soll steht wohl noch in den Sternen. Der Senat möchte dem Wunsch nach mehr Geld der Führungskräfte nicht folgen, aber entschieden wird im Abgeordnetenhaus.
Viele Mitarbeiter sind sauer, denn die rund 200 im niederen und mittleren Bereich Beschäftigten werden nichts, davon nichts zu sehen bekommen. Die Präsidentin möchte auf B9 = 10194 Euro Grundgehalt angehoben werden, der Vizepräsident auf B6 = 8685 Euro, die vier Direktoren auf B5 = 8221 Euro und 15 Referatsleiter auf A16 je nach Dienstjahren zwischen 5197 bis 6605 Euro. Sachbearbeiter etc. kommen in der Aufstellung nicht vor.
Begründet wird der kräftige Schluck aus der Pulle mit einem Vergleich mit anderer Bundesländer-Rechnungshöfen, die ihre Chefetagen fürstlicher bedienen, darunter auch Brandenburg.
Unstrittig ist, dass Berlin beim Einkommen hinterher hinkt und sich an das Niveau anderer Länder heranrobben muss, um gutes Personal zu halten und Neues zu gewinnen. Aber muss das auf so eine plumpe Art und Weise geschehen, fette Beute für die Häuptlinge, für die Indianer nichts. Im Gegenteil, 12 von ihnen sollen für den Festbraten der Bosse geopfert werden. Für mich ist das nicht mit einem sozialdemokratischen Staatswesen vereinbar. Hoffentlich wird dieses große Fressen nicht vom Abgeordnetenhaus abgesegnet.