Der vergessene Weg in Rüdersdorf

Kalt ist mir, Nässe kraucht durch Jacke und Hose. Schmerzen, überall tut’s weh, mühsam öffne ich die Augen, starre ins Dunkle. Kein Fitzelchen Mondlicht, kein Stern, keine Straßenlaterne leuchtet, stockdustere Nacht umgibt mich, wie lange lieg ich schon hier? Keine Ahnung! Nur Anton mein Terrier ist da, hat auf mich aufgepasst, wartet geduldig, dass ich mich aufrapple. Mühsam komm ich wieder in die Senkrechte, wanke mit Anton den dunklen, vereisten Weg entlang, nur weg hier.

Von der Puschkinstraße in Rüdersdorf bin ich in die Piste „Am Sandberg“ eingebogen, habe mühsam durch Löcher und Auswaschungen tastend die Steigung erklommen. Dunkel ist es „Am Sandberg“ Elektrizität, Laternen und solch Zeug aus der Jetztzeit hat nie den Weg in die im Mittelalter hängen gebliebene Gasse gefunden. Vorsichtig Fuß vor Fuß tappen wir die ausgewaschene Schlaglochpiste entlang, plötzlich Gleisende Helligkeit, Hunderte von Watt hüllen uns ein. Ein Scherzbold hat an seinem Carport einen Scheinwerfer mit Bewegungsmelder angebracht und der strahlt nicht auf sein Grundstück, nein, der ist so ausgerichtet, dass er Fußgänger blendet. Kaum ist das Monstrum erloschen, sieht der Wanderer nichts, rein gar nichts mehr. Bis sich die Pupille wieder auf Nacht adaptiert, hat mir die Eisschicht auf dem Weg die Füße weggezogen. In diesem Winter das zweite Mal, immer wieder der gleiche Ablauf, der Scheinwerfer kloppt dich blind und dann Abflug aufs ungestreute Eis.

In „Vergessener Weg“ sollte er umbenannt werden, der „Am Sandberg“. Kein Mensch, keine Verwaltung, kein Bauhof kümmert sich um die verkommene Piste. Fast zwei Dekaden an Jahren laufe ich dort entlang, nie sah ich einen Streuwagen, nie dessen Hinterlassenschaft. Niemals in den zwei Dekaden hat auch nur einer der Anwohner eine Schippe Sand auf die winterliche Eispracht gestreut. „Vergessener Weg“, im Mittelalter hängen geblieben, dass es so etwas in Rüdersdorf gibt, hätte ich nicht für möglich gehalten.