Woltersdorf und seine Kita Blechkisten

Die MOZ ist eine Zeitung, die ich, aus diversen in diesem Blog beschriebenen Gründen, nicht lese. Heute hätte ich aber etwas verpasst, einen Artikel, der für die Bütt einer rheinischen Karnevalsgesellschaft geschrieben sein könnte. Dank sei demjenigen, der mir eine Kopie in den Briefkasten schob.

Irgendwo in der Postille findet sich ein Vorschlag von „Unser Woltersdorf“, um den Notstand im Kitabereich schlagartig zu beenden. Container ist das Zauberwort der Gemeindevertreter von „Unser Woltersdorf. Im Sommer heiß, im Winter kalt, rings um die Container noch einige Dixiklos hingeklatscht, mit einem Bulldozer etwas Gestrüpp beiseitegeschoben und schon werden wir unsere Gören fürn Appel und nen Ei los.

„Unser Woltersdorf“ denkt bestimmt, dass schönste daran ist, wir brauchen die AWO-Kita nicht, nicht deren 30 Plätze. Es ist schon fast ein Glaubenskrieg gegen die AWO, mit sachlichen Erwägungen hat das nichts mehr zu schaffen. Denn das Angebot der AWO ist nicht zu schlagen, es liegt weit unter den sonst üblichen Kosten. Glaubenskrieg! Im Krieg bleiben immer einige auf der Strecke, meist die Schwächsten, hier unsere Kinder.

Auf einem 3600 qm großen Grundstück sollen, so „Unser Woltersdorf“ auf 400 qm Container hingestellt werden. Für Freiflächen sollen dann noch 700 qm hinzukommen. In die Blechkisten können dann 60 bis 90 Kinder hineingepresst werden. Das Schönste, die Verwahrung so einer Göre kostet nur 76 Euro (ausgehend von den Mietkosten der Container).

Eine simple Rechnung, zu schön, um wahr zu sein. Da fehlen noch einige Konstanten, wie Personal, Strom, Heizung, Versicherungen, Reinigung, Hausmeister, Spielzeug, Spielplatzgeräte und, und, und. Und wer bezahlt das? Spendengelder von „Unser Woltersdorf“. Dagegen ist das Angebot der AWO (90 Euro lt. UW) schon fast als Weihnachtsgeschenk anzusehen.

Wollen wir mal nicht ganz so simpel rechnen. Pro Kind ist im Innenbereich eine pädagogische Fläche von 3,5 qm und im Außenbereich eine Freifläche von 10 qm vorgeschrieben. Da brauchen wir 900 qm und nicht 700 qm. Hinzu kommen noch Küche, Waschräume, Toiletten, Lagerräume, Garderoben, Aufenthaltsräume für Personal und ein Büro.

Also „Unser Woltersdorf“ will 90 Kinder hineinquetschen, die brauchen, um Atmen zu können, mindestens 315 qm, bleiben 85 qm für Küche, Waschräume, Toiletten, Lagerräume, Garderoben, Aufenthaltsräume für Personal und ein Büro. Das soll mir mal einer vormachen.

Wie „Unser Woltersdorf“ bei 400 qm Containerdorf eine Zulassung als Kita für 90 Kinder bekommen will, dass weiß nur Don Quichotte. Zum Vergleich, die AWO-Kita „Kinderparadies“ hat, um eine Zulassung für 90 Kinder zu bekommen, eine Innenfläche von 809 qm nachweisen müssen.

Irgendwo wird die Rechnung und Planung von „Unser Woltersdorf“ jetzt abenteuerlich, das Containerdorf wird ganz schön teuer.

Nun kommt der große Finanzstratege von „Unser Woltersdorf“, Wilfried von Aswegen, ins Spiel. Wohl wieder mit geheimnisvollen Formeln hat er errechnet, dass ein Kind im Container 76 Euro und bei der AWO in der Luxuskita 90 Euro kostet. Die beiden Preise hat er errechnet, indem er die Einsparung der Betreuungskosten durch andere Gemeinden abgezogen hat, da die ja dann wegfallen, weil die Kinder dann alle im Container gelagert werden.
Ich frage mich, welche Eltern werden so bescheuert sein, ihre Kinder aus einer guten auswärtigen Kita herauszunehmen, um sie im Containerdorf „Unser Woltersdorf“ zwischenzulagern.

Bei der letzten Sitzung muss Herr von Aswegen nicht so richtig gelauscht haben. Unser Bürgermeister sagte, eine Befragung bei Eltern, die ihre Kinder auswärtig untergebracht haben, ergab, kaum einer kommt zurück.

Ich schlage vor, den Blechkistenplatz „Unser Woltersdorf“ für alle Eltern, die den Verein wählten zu reservieren. Für die anderen Elter bleibt dann die AWO-Kita Erweiterung zum moderaten Preis von 113 Euro pro Kind. Errechnet ohne magische Formeln, dafür echt und alle Nebenkosten sind enthalten.

4 Gedanken zu „Woltersdorf und seine Kita Blechkisten

  1. Bernd

    Hi Udo, ich glaube, die ganze Sache ist noch im Stadium der Ideenfindung. Den Proßez hätte UW erst einmal in Klausur erledigen sollen. Das in der Zeitung vorgetragene und das was ich gestern in der GV erfuhr, ist einfach nicht reif genug, um es zur Diskussion zu stellen. Das Gelände ist riesig sagst Du, dennoch ist es endlich. Die Menge der aufstellbaren Containern und unterzubringenden Kindern ist damit auch endlich. Mit der Menge wachsen auch die Kosten, meistens im Quadrat. UW ist sich scheinbar nicht bewußt, dass dort erst einmal der Bebauungsplan geändert werden muss. Jedenfalls wird der nicht erwähnt. Zwei Jahre sollen die Container stehen, in der Zeit soll auf dem nicht genutzten halben Grundstück eine Kita gebaut werden. Soweit gut. Aber wie leben die Containerkinder in der zweijärigen Zwischenzeit? Innerhalb einer riesigen Baustelle, im Dreck, im Gestank, im Lärm, in riesigen Staubwolken. Nein, Udo, alles noch nicht ausgegoren, hier sehe ich noch erhebliche Defizite in den Vorstellungen von UW. Nebenbei, der Senat von Berlin schließt gerade ein Containerdorf mit Asylanten und bringt die Menschen in Hotels unter. Der Senat meint, Container und Menschenwürde passen nicht so richtig zusammen. Passt das in Wdf für UW besser?
    Hinzu kommt, die häßliche Ausstrahlung die UW in den Sitzungen bietet. Da denke ich an den pöbelnden Brutalinski K. , den schwadronierenden, rhetorisch bewanderten, betriebswirtschaftlich aber mit äußerster Vorsicht zu genießenden A. , an H. der die Regeln der Arbeitsteilung über Ausschüsse in der GV in Frage stellen möchte und wie hier, den ganzen Kram an den Aussschüssen vorbei, mit abstoßendem Druck auf die Tagesordnung preßt. Bei solchen Politstil bekomme ich eine Gänsehaut, sie erinnert eher an sizilianische Gepflogenheiten, denn an eine demokratische Willensbildung.
    Wer sich aufführt wie die Axt im Walde, der muss sich nicht wundern, wenn er und seine Ideen schon im Vorfeld abgelehnt werden.

  2. insa

    Container oder nicht Container, dass ist doch nicht die Frage. Wenn ich Angaben in der MOZ mit 400 Quadratmetern als Grundlage für das Containerensemble nehme, bekomme ich da mit gut Will 75 Kinder unter. Es fehlen aber über 100 Plätze. Das bedeutet, dass auch das AWO-Angebot gebraucht wird. Es kann doch beides realisiert werden. Wo ist das Problem? Ach ja, Unser Woltersdorf scheint ja mit der AWO so seine Befindlichkeiten zu haben.
    @Udo, kennst Du die Preise für die Anmietung solcher speziellen Kitacontainer? Dass sind Spezialfirmen und dass wird nicht billig. Ich glaube, die von Unser Woltersdorf aufgestellt Rechnung muss noch einmal auf den Prüfstand. Ich glaube, da kommen ganz andere Zahlen raus.

    1. Udo

      Ob die 400 m² für 60 oder 70 oder 90 oder sonst wieviele Kinder sind, ist mir erst mal egal. Container kann man soviele hinstellen, wie man braucht und auch große Räume damit erstellen. Die Flächen, die man braucht, sind glaube ich vorgeschrieben, oder? Daran müsste sich auch UW oder die Gemeinde halten.
      Und das Grundstück ist riesig dafür.
      Ob die Zahlen stimmen, weiß ich natürlich nicht, aber die kann man doch überprüfen oder Angebote einholen. Die in Schöneiche haben gesagt, dass sie kostenmäßig gut fahren damit, aber das kann ich nicht beurteilen.

  3. Udo

    Container klingt zwar hässlich. Aber so ganz hast du hier nicht Recht: Die KITA-Container haben bessere Ausstattung und Wärmedämmung als viele Altbauten (und auch Neubauten). Habe mir für meine Söhne, die ich jetzt noch immer nach Berlin mitnehme, die KITA-Container in Neuenhagen und Schöneiche angesehen – da hätte ich keine Probleme, meine Kinder hinzubringen. Innen merkst du gar nicht, dass es Container sind. Dass die immer gegen AWO sind, verstehe ich auch nicht. Aber wenn man so viel mehr Plätze schaffen könnte, wäre es doch nicht doof.

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