Wenn Woltersdorf reich wäre

MoneyWoltersdorf, so reden unsere Gemeindevertreter, leidet an akuter Finanznot. Am Erweiterungsbau der Schule muss gespart werden. Anstatt eines repräsentativen Gebäudes für neun Millionen, soll es nun deutlich weniger hermachen, fünf Millionen müssen reichen. Es schmerzt mit ansehen zu müssen, dass sich in Zukunft Generationen von Schülern und Lehrern in solch einem öden Lernsilo mit mathematischen und grammatischen Übungen kreativ die Zeit vertreiben sollen.

Kreativ sein, das ist es. Unsere Gemeinde, der Kämmerer und die Gemeindevertreter müssen kreativer werden, um Woltersdorf aus seiner pekuniären Ebbe zu befreien. Gerne möchte ich unseren Vordenkern im Rathaus beim Brainstorming behilflich sein und Gevatter Zufall half mir mit einer wahren Geschichte in einer Zeitung.

Mitten in einem Wald, fast in München, findet man das kleinste und günstigste Gewerbegebiet Deutschlands. In einem kleinen Haus, St. Hubertus Nr. 2, befindet sich der Sitz von acht Fondsgesellschaften. Dort, mitten im Wald, ohne richtige Straßen, ganz wie in unserem „schönen“ Woltersdorf, würde niemand so schnell den Sitz eines großen Unternehmens vermuten. Hier im Ebersberger Forst wird mit dem niedrigsten Gewerbesteuerhebesatz unserer Republik gepunktet und das spült ordentlich Taler in die Kasse. Wer dort sein mühsam Gerafftes versteuert, zahlt deutlich weniger, als im vor der Tür liegenden München oder im fernen Berlin.

Die Idee mit der Gewerbesteuer wurde 2004 im fernen Bayern geboren. Mitten im Wald, ein Büro und ein Telefon, mehr nicht. Der Grundstein, für zukünftige Firmensitze war gelegt und es kamen Investmentfirmen. Die geringe Steuer ist recht lukrativ und so kamen in zwölf Jahren 15 Millionen Euro Gewerbesteuer zusammen.

Mitten im Wald darf man keine Fabriken bauen und seinen Firmensitz nur auf dem Papier mitten im Wald zu haben, geht nicht. So wird es wohl nur ein Geschäftsmodell für Firmen sein, die digital existieren, wie Investmentfonds.

Investmentfonds nach Woltersdorf? Unsere Gemeinde würde richtig aufblühen, was könnten wir uns nicht alles leisten. Wir könnten dem Sportverein eine Million geben und nicht nur die knickrigen 50.000 Euro. Dem Erkneraner-Woltersdorfer Karnevalsverein würden wir eine Zehnfachförderung spendieren, die Frackträger müssten nicht mit einer billigen Doppelförderung durch Erkner und Woltersdorf auskommen. Dem WBF oder Woltersdorfer Bürgerforum könnten wir erstklassige auf seltsame Immobiliengeschäfte spezialisierte Fachkräfte an die Seite stellen, damit nicht immer alles Verborgene seine Tarnkappe verliert. Bürgermeister, als Beispiel sei Ex-Bürgermeister Rainer Vogel genannt, bräuchten keine Grundstücke auf fragwürdige Weise ganz billig an Ehepartner verscherbeln, wir könnten jedem Bürgermeister einige Wunschgrundstücke schenken, das würde dem ramponierten Ruf der Gemeindeoberen gut tun. Unsere Gemeindevertreter bräuchten nicht, wie bisher geschehen, an die 100 Grundstücke ohne Ausschreibung, frei nach Schnauze, mit oder ohne schlechtes Gewissen, verscherbeln. Das würde den einst guten Ruf unserer Dorfpolitiker aufpäppeln. Würden wir genug Euros in die Gemeindekasse bekommen, könnten die Gemeindevertreter auch denen geben, die ihnen nicht so ans Herz gewachsen sind, das wäre die Mehrzahl aller Woltersdorfer. Aber die sind immer leer ausgegangen und die wissen auch, es wird immer so bleiben. Unser Dorf ist ein Futtertrog für Reiche und Mächtige geworden.

3 Gedanken zu „Wenn Woltersdorf reich wäre

  1. Peter Müller

    Lese gerade wieder über das Trauerspiel Schulcontainer. Hätten hier unsere Abgeordneten ihre Aufgaben verantwortungsvoll erfüllt, wären 1,5 Millionen Euro mehr in der Kasse!

  2. Friedrich

    … wenn Woltersdorf schlau wäre, dann wäre auch genug Geld in der Kasse !!

    So wurde beispielsweise das Stasigelände der Gemeinde exclusiv für 450.000 Euro angeboten- Verkauft wurde es später für 620.000 €. Mit der Wertsteigerung als Bauland- die Gemeinde muss nur den Flächennutzungsplan ändern, wären da gut und gern 1,5 Mio Profit drin gewesen… Dieses Geschäft macht jetzt jemand anderes.

    Auch hätte man gewisse Grundstücke zum Marktwert verkaufen können- hat es aber nicht….

    Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen…

    Und jetzt wird gejammert…. ich glaube, ich kann das alles nicht ernst nehmen…

    1. Peter Müller

      Hallo Friedrich,
      ich kann deinen Überlegungen nur voll zustimmen. Hier haben unsere, ach so schlauen Abgeordnete die einmalige Chance verdattelt, ein Filetstück nach ihren Vorstellungen zu gestalten und für Ihre Woltersdorfer zu erhalten. Lieber streiten sie sich mit einem neuen Besitzer bis der die Nerven verliert. Hoffen wir mal, dass der nicht so viel Kohle hat und sich einfach eine Laube darauf baut und das Tor zu lässt. Die Lachnummer Bellevue muss doch Lehre genug sein! Aber wenigstens den Bootsanleger haben wir nach jahrelangem Ringen super vermarktet, 15Jahre für Null, das ist doch auch was! Vielleicht klappt es mit den anderen Baustellen etwas besser, in Springeberg bestehen wir auf ein paar Sozialwohnungen weniger und den Burschen mit der Waldernte in der Grenzstr. lassen wir den Kindergarten bauen (weil da sowieso nichts mehr zu retten ist), na ja, oder so ähnlich.

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