Sozialausschuss Teil 2 – November 2012

Punkt 5 – Interessenbekundungsverfahren. Bevor Monika Kilian, wie angekündigt, ihren Vorsitz für diesen Punkt an Dr. Siegfried Bronsert abtrat, war noch ein Antrag zu klären. Die Geschäftsführerin von Independent Living (Ein interessierter Kitabetreiber), Frau Ute Müller, wünschte, dass während ihr Exposé präsentiert wird, die Vertreter der AWO den Saal verlassen. Alexandra Doernbrack (WBF) erklärte, das hier sei eine öffentliche Sitzung, deshalb darf diesem Antrag nicht stattgegeben werden. Siegfried Bronsert stellte nun die beiden Interessenten vor, einmal die Firma Independent Living aus Schöneiche und die AWO aus Fürstenwalde.

Als erste stellte Frau Ute Müller ihren Entwurf vor. Es gibt 16 weitere Independent Living Vereine, jeder ist eigenständig. Ihr Arbeitsfeld sei Bildung und Betreuung in Kindertagesstätten, außerdem bieten sie Jugendlichen und junge Familien Hilfe zur Erziehung in betreutem Wohnen oder ambulanter Behandlung an. „Independent Living“ heiße übersetzt „Selbstbestimmtes Leben“, das sei auch der Leitgedanke des Trägervereins. Selbstbestimmtes Leben für jeden Klienten, für jeden Mitarbeiter, für jeden Träger. Sie stehen für familienfreundliche Öffnungszeiten von 6:00 bis 19:00 Uhr und es wird bei ihnen keine Schließzeiten geben. Sie wollen sich nach den Familien richten und alles mit den Partnern gemeinsam entwickeln.

Das oberste entscheidende Gremium unseres Unternehmens ist die geschäftsführende Leitungskonferenz. Soweit der Vortrag, es folgte, an die Wand gebeamt, eine Zeichnung des zur Kita umgebauten „Alten Krugs“. Bernhard Kutzner-Gabriel von der Firma CONFIDIA bauen + wohnen gmbh Berlin stellte sein Bau-Konzept vor. Vom „Alten Krug“ soll nur der Restaurantteil erhalten bleiben. Dort werden dann Verwaltung, Küche und Therapieräume untergebracht. Der Saal, ehemals auch als Turnhalle genutzt, wird abgerissen. An dessen Stelle soll ein Neubau mit 4 Gruppenräumen entstehen. Die Außenanlage wird von den drei Straßen begrenzt. Die Kastanienbäume sollen möglichst erhalten bleiben. Soweit seine Ausführungen. Als Referenz verwies er auf seine aktuellen Baumaßnahmen, wie z.B. der Pennymarkt in Fürstenwalde, Netto Markt und noch weitere Discountläden.

Siegfried Bronsert erteilte Michael Pieper von der AWO das Wort. Michael Pieper meinte vorab, dass er das Projekt selber wohl nicht mehr vorstellen brauche, das habe wohl jeder Haushalt in Woltersdorf erhalten. „Zehn gute Gründe“, gibt es, warum eine AWO-Kindertagesstätte im Zentrum von Woltersdorf eine gute Wahl sei. Die AWO betreibe schon seit 20 Jahren verschiedene Einrichtungen in Woltersdorf, darunter auch Kitas. Sie ist allen als Partner bekannt. (Die „Zehn guten Gründe“ werden hier als Extra-Artikel veröffentlicht). In der guten Vorstellung von Michael Pieper erscheint der Begriff Infans-Handlungskonzept. Nach diesem Konzept arbeitet das Haus-der-kleinen-Strolche. Soweit die Ausführungen von Michael Pieper.

Siegfried Bronsert eröffnete die Fragestunde an die beiden Träger. Jutta Herrmann (Die Linke) wollte von Independent wissen, was das Ganze denn koste, der Umbau, die Miete und wie der Zeitplan aussehe.

Bernhardt Kutzner-Gabriel von CONFIDIA beantworte die Frage. Die Planung kostet 50 TE und der Bau ohne Einrichtung 750 TE. Auf die Gemeinde käme eine Kaltmiete von 8.100 Euro/mtl. auf 10 Jahre zu. Matthias Schultz (CDU) hakte nach, fragte nach Laufzeiten über 10 Jahre hinaus. Bernhardt Kutzner-Gabriel erwiderte, dass sie an einem Konzept arbeiten, das in etwa so aussehen könnte: Bei 10 Jahren Mietzeit bleibt das Objekt im Besitz des Investors, bei einer Laufzeit von 15 bis 20 Jahren ginge das Objekt am Ende der Mietzeit in den Besitz der Gemeinde über. Alexandra Doernbrack (WBF) fragte nach den Besitzverhältnissen des Grundstücks, ob es CONFIDIA/Independent schon gehört. Kutzner-Gabriel meinte der Bodenrichtwert von 60 bis 65 TE ist in der Bausumme enthalten, auf die Frage ging er nicht ein.

Eine weitere Frage war, wie die Aufteilung der Altersstruktur in der Kita sein wird und wie viele Plätze es geben wird? Ute Müller von Independent antwortete, wir schaffen 85 Plätze, die Verteilung wird 1/3 U3 Kinder und 2/3 Kita-Kinder sein. Hortplätze sind nicht vorgesehen.

Matthias Schultz (CDU) beantragt bei so vielen Zahlen eine Gegenüberstellung der beiden Anbieter.

Dieter Gresse (WBF) simulierte: bei Independent zahlen wir 10 Jahre lang 8.100 Euro Miete ohne Einrichtung, für die Einrichtung von 85 Plätzen müsste die Gemeinde sorgen und ca. 94 TE aufbringen. Da sind die Außenspielgeräte noch nicht berücksichtigt. Bei der AWO zahlen wir 8.300 Euro 10 Jahre lang Miete, mit einer kompletter Einrichtung innen und außen, inclusive Spielzeug. Da sollte man doch noch mal genau nachrechnen.

Zu den Schließzeiten noch einmal befragt antwortete Michael Pieper, dass er es nicht gut findet, keine Schließzeiten zu haben. Der Kita fehlt dann ein Puffer für die restlichen 11 Monate. Bei Versorgungsproblemen in Schließzeiten haben sie bisher immer eine Lösung gefunden, sodass kein Kitakind ohne Betreuung blieb.

Matthias Schultz kam noch einmal auf die Mietzeit zurück. Er meinte, dass wir im Moment ein Bedarf für die nächsten 10 Jahre haben, wie es in 20 oder 25 Jahren aussehen wird, können wir heute noch nicht beurteilen, ein so langer Mietzeitraum ist deshalb nicht ungefährlich.

Kerstin Klawonn bezweifelte, dass der „Alte Krug“ 2013 bezugsfertig sein soll. Sie hält diese Zeitschiene für unrealistisch. (Anmerkung: da stimme ich ihr voll zu, siehe Beispiel „Alte Schule“, doppelt so lange Bauzeit und deutlich höhere Kosten als geplant waren. Wie bei allen Altbauten. Ich schätze die Kosten werden mindestens doppelt so hoch sein, als jetzt dargestellt.) Sie findet es schade, dass es keine Hortplätze geben soll, denn da drückt ja der Schuh. Ute Müller von Independent war sofort bereit in die Ausschreibung Hortplätze aufzunehmen, allerdings gibt es dafür einen anderen Personalschlüssel. Vogel sprang für Independent in die Bresche, murmelte etwas von Ganztagsschule, damit wäre dann das Thema Hort entschärft.

Zum guten Schluss durfte der Seniorenbeirat, für den ebenfalls zwischendurch Rederecht beantragt worden war, loslegen. Frau Taubert begann auch flott, sie wolle einen Brief vorlesen (Anmerkung: staunenswert, wie sich die Seniorenvertretung von Woltersdorf mit öffentlichen Briefen für Vogel krumm legt). Vierzehn alte Anwohner im Zentrum haben sich an den Seniorenbeirat gewandt, weil sie Angst haben, dass ihr Wohnumfeld durch die Kita zerstört werde. Sie haben schon soviel Lärm von der Straßenbahn, den Geschäften, den Autos und jetzt noch diese Kita. Sie wollen auf den Grünflecken im Hof nicht verzichten und sich dort mal auf eine Bank setzen können (Anmerkung: welche Bank? Komisch, die starken Gerüche aus der Küche des Griechen und der Krach vom Biergarten stören nicht im Geringsten). Die Gehbehinderten benutzen die Rundgänge zum Innenhof, dass würde dann auch nicht mehr gehen. (Anmerkung: Lange muss der Beobachter warten bis sich einmal ein Senior in die Rundgänge verirrt.). Fazit des Ganzen, die 14 Bewohner sind für den „Alten Krug“. Ein Generationenwohnen wird nicht angestrebt.

Anmerkung: Zu den Briefen des Seniorenbeirats muss bekannt sein, dass es bei der Gründung dieses Beirats seltsam zuging. Gegründelt wurde im Ratssaal. Vogel hielt einen Monolog. An dessen Ende sprang Herr Teltow zum BM, empfing Zettel, sockte durch die Reihen, warb Mitstreiter. Mit diesem schnellen Spurt kürte er sich zum Macher des Seniorenbeirates. Weil mir die Show eigenartig vorkam, fragte ich Teltow, wie ist das gelaufen. Ehrlich antwortete er, er habe am Abend zuvor mit Vogel und Langen geübt. Ähnlichkeiten mit der inszenierten Vogel Gründung des „Kulturhaus Alte Schule“ und den gestalteten Vogel Vorstellungen bei den Vogel Bürgerbefragungen sind rein zufällig.

So zurück zum Thema. Alexandra Doernbrack beantragte eine 10 minutige Beratungspause. Die brachte folgendes Ergebnis. Die Verwaltung möchte eine Gegenüberstellung erarbeiten, sowie eine fachliche Prüfung durch Herrn Wendt. Ergänzung der Mietkosten (Betriebskosten, Verwaltungskosten – alles auf den Tisch), Begutachtung der Bausubstanz und Gegenüberstellung der Flächen. Es wurde kein Beschluss gefasst.

4 Gedanken zu „Sozialausschuss Teil 2 – November 2012

  1. Jakob

    Ich zitiere aus unbek. Quelle:
    „Die damals erbautenKellereien sind noch heute im Alten Krug vorhanden. Jeder einzelne ist 10 Fuß lang, ebenso breit und 8 Fuß hoch. Die Decke ist in einem Bogen gewölbt. Die Fundamente sind 2 Fuß dick und aus Feld- und Kalksteinen gemauert. Den Mörtel kann man schwer mit dem Messer abschaben. Alles erinnert an die Kellereien einer mittelalterlichen Burg.“

    Und das soll ohne irre Kosten abgerissen werden?

  2. D.S.

    Noch abenteuerlicher sind die Eigentumsverhältnisse. Der Alte Krug gehörte zu DDR Zeiten der Kirche. Die verkaufte den Krug an die Gemeinde, finanziert wurde der Deal vom Kreis. Nach der Wende ging das Eigentum der Kreise an den Bund. So können wir davon ausgehen, dass der Alte Krug unter Verwaltung des Bundesvermögensamtes steht – als Eigentum des Bundes. Verhandlungen mit dem Bund – dass dauuuuuuuert!!!! Jahre!

  3. Via17

    Die Frage ist, weshalb wurde jahrelang der „Alte Krug“ als ungeeignet und unmöglich dargestellt und ist nun der Favorit? War die Prüfung durch die Gemeinde unzureichend? Unbeantwortet bleibt auch- Wem gehört der Komplex derzeit, was ist nötig um mit Kauf, Planung incl. Baugenehmigung, Abriss und Neubau eine Kita entstehen zu lassen. Wielange dauert der Prozess?
    Baugenehmigungen scheinen ja bekanntlich Monate zu dauern!!!
    Aber u.U. sollten wir das Objekt auf dem Schirm behalten für ein Mehrgenerationenhaus- dann haben die jetzt geborenen Kids auch mal was davon 🙂

  4. Minerva McGonagall

    AHA.
    Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich.

    Für ganze 750.000 kann man also den brüchigen Saalbau abreißen, den Schutt und eventuellen Sondermüll entsorgen, einen Zweigeschosser von geschätzten +/- 200 qm bauen, ein altes, ziemlich ramponiertes Haus
    totalsanieren, modernen Verhältnissen anpassen, alles komplett erneuern: also Elektro, Heizung, Sanitär, (Französische ?)Fenster, Dach, Fußböden, Trockenlegung Gewölbekeller,
    Einbau Fahrstuhl …
    Ist nicht für eine ähnliche Summe auch die Alte Schule saniert worden ?
    Und da war immerhin Gebäudesubstanz vorhanden !
    Von der Gebäudesubstanz des Alten Kruges kann sich auch der Nicht-BauIng. überzeugen.
    Naja.
    Die juristische Konstruktion ist noch dazu abenteurlich.
    Verfolgt der BM im Hintergrund die Absicht, das Kita-Projekt gänzlich scheitern zu lassen ?

    Was sagen dort die Anwohner, an deren Grundstücksgrenze gebaut werden soll ? Wissen die schon von ihrem Glück ?
    Und wie steht es um die DIN-Normen für Freiflächen ?
    Und Parkplätze ?
    Nee, Nee, ich glaube der Vogel treibt nur wieder eine Sau durch Dorf, damit alle beschäftigt sind.

    Wie man sieht, hat auch der Seniorenbeirat alle Hände voll zu tun und hat
    sich der armen Senioren im Rundbau angenommen.

    Die Senioren in der Ortsmitte sind echt sehr zu bedauern, beobachten wir sie doch im Sommer oft genug beim Picknick im Grünen, beim Abhängen im Liegestuhl ………
    weit und breit die einzige Oase der Ruhe inmitten des Lärms von
    Straße,
    Straßenbahn,
    Bus,
    Apotheke,
    Rathaus,
    Restaurant,
    Optiker,
    Supermärkten,
    Friseur,
    Arzt und
    Pflegedienst,
    kurzum:
    das ganze nennt man INFRASTRUKTUR.

    Da habe ich einen prima Vorschlag für den Seniorenbeirat:
    Machen Sie sich endlich stark dafür,
    dass Menschen im Alter weit außerhalb besiedelter Gebiete leben dürfen und nicht mehr gezwungen werden, all die Vorzüge der Zivilisation zu ertragen !!!

    Endlich einsam auf einem Acker, ohne Straße, ohne Bus und Straßenbahn,
    ohne Pflegedienst, ohne Apotheke und Arzt, ohne Supermarkt und Friseur,
    kein Optiker, kein Hörgeräteakustiker.
    JAWOLL: Auch ohne Kindergeschrei.

    Wenn das der Traum der Woltersdorfer Senioren ist
    – bittesehr, nichts leichter als das.

    Apropos: Hörgeräteakustiker:
    war das nicht bis gestern das Problem von älteren Menschen – dass man eben nicht mehr so gut hört und deshalb so kleine elektronische Maschinchen im Ohr haben muss, um mit den Mitmenschen kommunizieren zu können ?

    Minerva

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