Im dicksten Schneetreiben sind wir losgefahren, Donnerstag – Einkaufstag. Wir schieben mit unserem Einkaufswagen durch Edeka, es ist so um zehn Uhr. In dem Gang, wo die alkoholischen Getränke stehen, lungern drei Knaben herum, keiner älter als 12 – 13 Jahre. Komisch, denke ich noch, die müssten doch eigentlich in der Schule sein. Wir suchen weiter unseren Kram zusammen und ich vergesse die Drei. Ein wenig später, wir haben es hinter uns und sitzen in unserem Auto, da sehe ich sie wieder, die drei Burschen. Jeder hat eine Flasche mit einem alkohlhaltigen Mixgetränk in der Hand und sie trinken das Zeug ungeniert, ohne jede Hemmung vor den hin und her strömenden Menschen.
Vier Stunden später stehe ich auf dem S-Bahnhof Erkner, wieder drei Burschen, etwas älter, so um die 14, mit den obligatorischen Rucksäcken. Es dauert bei uns bis ab und zu mal eine Bahn kommt, den Dreien wird das Warten langweilig und sie versuchen mit Schneebällen die Blechschilder über den Sitzbänken zu treffen. Bei jedem Treffer scheppert es, was sie gewaltig erfreut. Schweigend gucken die Menschen weg, klammern die Raudis aus ihrer Wahrnehmung aus. Ganz so ängstlich bin ich nicht und rede sie an, „Was soll das“. Die Drei stoppen mit ihrem Werk, schele Blicke treffen mich, sie machen sich gegenseitig Mut, wofür? Ich werde es nie erfahren, der Zug poltert in den Bahnhof, unzählige Menschen steigen aus. Die Szene verwischt, die Akteure werden getrennt.
Mein Sohn, der auch mit der Bahn gekommen ist, und ich gehen zum Ausgang des Bahnhofs. Es ist nur eine Tür geöffnet. Wir treffen dort mit einem Jungen und zwei Mädchen zusammen, die in den Bahnhof hinein wollen, sie sind auch nicht älter als 15. Wir machen uns dünne, verdrehen die Schulter, damit wir ohne Rempeln aneinander vorbeikommen. Unsere Haltung signalisiert den Dreien Schwäche, sie breiten sich weit aus und schmerzhaft rammt mich eines der Mädchen. Dann sind wir aneinander vorbei, die Drei stehen im Bahnhof und grinsen uns frech an, die Freude über das Rabaukenstück steht ihnen im Gesicht geschrieben.
Ich komme selten zum Bahnhof, wie muss es aber Menschen ergehen, die in der Stadt wohnen und täglich mit solchen Szenen konfrontiert werden. Trinkende Kinder und Jugendliche die auf Randale aus sind, sind ihr täglich Brot. Später, viel später fallen mir Zeitungsberichte ein, die von ausrastenden Kindern handeln, die einfach Erwachsenen totgeschlagen haben, die ihnen im Wege standen, weils halt Spaß gemacht hat, just for fun.
Zum Glück sind nicht alle so …
Da ist richtig, es sind die wenigsten. Manchmal häufen sich solche Ereignisse und man beginnt darüber nachzudenken.
Wie es wohl in der Seele solcher jungen Menschen aussieht. Düster, vermutlich.
Mich hat im Nachhinein die Steigerung beeindruckt.
Erst kleine Buben, die nicht zur Schule gehen, dafür am Morgen Alkohol saufen. Dass der ihnen von einem gewissenlosen Händler verkauft wurde, steht auf einem anderem Blatt.
Die einige Jahre Älteren randalieren schon und überlegen, ob sie dem der einschreitet eine aufs Maul hauen.
Nur ganz wenig älter, sind sie verdeckt handgreiflich. Die noch etwas Älteren habe ich nicht mehr kennengelernt.
Da habe ich vielleicht großes Glück gehabt. Nun sinniere ich darüber wie schnell solche Kids bereit sind den Anderen zu erschlagen.
Lieben Gruß
Bernd