Frank Mangelsdorf zeigt die eine Seite der DDR – die hässliche Seite. Die andere Seite der Bonzenrepublik zeigt Rudi Voigt (85) aus Küstrin-Kietz – die aufrechte Seite. Da wagt es der Mann, von Beruf Lehrer, den Mauerbau zu kritisieren. Das war 1961 und endete mit seiner fristlosen Kündigung. Der Unbequeme sagt: „Ich war hier von Genossen umzingelt, konnte aber nicht schweigen. Alsbald war Rudi Voigt ein vom System gebrochener Mann. „Man kann sich nicht vorstellen, was die für eine Macht hatten, die ganze Familie musste leiden“, sagt er verbittert. Nach der Wende entschuldigten sich drei Genossen für ihre falschen Anschuldigungen und konstruierten Behauptungen, sagt er und fährt fort, „das Leben in der DDR wird heute leider oft verklärt, die Leute verdrängen. Rudi Voigt ist als SED Opfer anerkannt und wurde als Zeitzeuge von der Enquete-Kommission angehört. Nur in seiner Heimat wurde er nie in Schulen eingeladen, war seine bittere Erkenntnis. Wie sollte er auch, in den Schulen, Zeitungen und Behörden sind doch die alten roten Kader geblieben und die haben sich nur nach außen gewendet.
Die Biografie des Einen erschien am 8. August in der MOZ und die des zweiten Mannes am 9. August in der gleichen Zeitung. Was für ein gewaltiger Unterschied es zwischen Menschen gibt, die einen mit starrem Genick und andere mit dem Halswirbel eines UHU, der den Hals, wenn es sein muss, um fast 360 Grad verdrehen kann.
Die Verklärung der DDR entsteht oft aus üblen Ressentiments. Man verklärt weil man es für einen Witz hält und das ist keine Auseinandersetzung mit Geschichte, wie sie geschehen sollte.