Prämienjagd in der S-Bahn

alte S-Bahn S3Michael hat Monatskarte, seit zwei Monaten. Jahrelang ist er ohne ausgekommen. Jahrelang geredet, unsere Überzeugungsarbeit hat endlich Früchte getragen. Micha hats eingesehen, wir sind glücklich. Ehrlich fährt am längsten. Nun noch all den alten Plunder mit den Inkassohaien erledigen und Micha hat wieder eine reine Weste. Bei den Haien fällt mir ein, können die, die Bahn, das Eintreiben nicht alleine machen, früher waren sie doch nicht zu doof dazu, oder wollen sie es richtig teuer machen, billige Rache nehmen?

Zurück zum Anlaß, heute kam Micha mich besuchen, mit der S-Bahn (gehört zur DB), natürlich mit Monatskarte. Es rollten Micha und drei Kontrolleure aufeinander zu. Keiner von den vieren ahnte, dass es gleich zum Zusammenstoß kommen würde. Kreischend kam der Zug im Bahnhof Köpenick zum stehen, scheppernd öffneten sich die Türen, die drei Kontrolleure stiegen ein, der Count Down konnte beginnen.

Nicht gerade freundlich, zu Zwanzigjährigen braucht eine gestandene Amtsperson nicht freundlich sein, knurrte einer Micha an: „Fahrscheinkontrolle“. Ohne Furcht, reichte Micha seine Karte rüber, die war ja bis zum 2. Februar gültig und hat über 70 Euro gekostet. Die drei, voll ausgebildete Fahrscheinkieker befanden die gültige, bezahlte Karte als ungültig. Kraft ihres Amtes zwangen sie Micha am Bahnhof Hirschgarten zum Aussteigen. Mit einem Schwarzfahrer, der war Micha nun, da machten sie kurzen Prozeß und es winkte obendrein eine Prämie für die Menschenjagd.

Wenn er nicht freiwillig seinen Ausweis rüber reichte, dann wollten sie den BGS holen und dann müßte Micha noch zusätzlich dreihundert Mäuse abdrücken, verbreiteten sie Panik und Gefügigkeit. Deutsche Amtsinhaber haben es drauf, wenn sie einen fertig machen wollen. Micha hatten sie weichgekocht, dann lieber den Ausweis rüber gereicht als obendrein noch die Grünen. Sie händigten ihn ein Schwarzfahrerticket über 40 Euro aus und behielten die Monatskarte. Eine Quittung darüber verweigerten sie, machen sie eben so, man ist ja im Moment mächtig, allmächtig, Gott, den Zwanzigjährigen, den drücken wir doch spielend an die Wand.

„Wie er denn nun weiterkommen soll heute und in den nächsten Tagen?“, wollte er wissen. Die drei Herren Gott, schütteten sich aus, vor Lachen. So eine blöde Frage, so etwas hatten sie schon lange nicht mehr gehört. Kannst dir ja die Karte morgen beim Kundendienst am Ostbahnhof ansehen, lästerten sie freudig, noch erregt von der erfolgreichen Jagd. So eine Jagd, ob das so was wie ein Orgasmus ist?

Ich fand, den Orgasmus, den gönnen wir den Herren nicht. Also, Micha eingeladen und in Erkner zu den Grünen. Mein Gott hat sich die grüne Dame geziert eine Anzeige gegen die drei Herren von der S-Bahn aufzunehmen. Erst nach Befragung anderer Kollegen machte sie sich schließlich an das Werk. An sich hätten die Grünen sich ja auf die Strümpfe machen müssen, um den Herren die Monatskarte wieder zu entreißen. So weit ging ihr Arbeitseifer aber nicht. Nun muss es der Staatsanwalt richten. Kosten und Ärger bleiben uns erst mal erhalten und die drei können morgen lustig weitermachen, vielleicht triffst dich – oder dich – oder mich!

Micha hält nichts mehr von meiner Devise: Ehrlich fährt am längsten. Er sagt, so wie es die Jugendlichen ausdrücken: Die ficken dich so oder so, wieso soll ich da noch zahlen?

Die Bahn stand ja nun oft in den Zeitungen wegen überheblicher Zugbegleiter und Fahrscheinkontrollen, scheint denen gut zu tun, sich immer im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu aalen.

15 Gedanken zu „Prämienjagd in der S-Bahn

  1. Bernd

    Die Kontrolleure der S-Bahn zogen die Monatskarte meines Sohnes ein, angeblich war sie nicht lesbar. Die Daten für die Aufnahme der Einziehung konnten aber von der Karte abgelesen werden. Eigenartig! Ergebnis, weil wir uns dagegen wehren – die S-Bahn stellte Strafantrag bei der Polizei wegen Beförderungserschleichung, obwohl wir die Quittung und Abbuchungsbeleg der Bank haben, möchte die S-Bahn über ein Inkassobüro noch einmal abzocken. Das ist auch die S-Bahn, aus einem anderen Winkel gesehen, aus dem der Kunden falls wir denn als solche von den großen und kleinen Mehdorns gesehen werden.

  2. Ich-wer sonst

    Ich sehe zwei Möglichkeiten. Erstens die Sache auf sich beruhen lassen. Alternativ einen Rechtsanwalt aufsuchen und Strafanzeige stellen. Ein guter RA macht daraus so etwas wie Diebstahl, Freiheitsberaubung und Verletzung der Aufsichtspflicht von Untergebenen, incl der Rückforderung von Transportentgelten. Das ganze in die Presse, das könnte sich positiv Auswirken

    LG

    1. Bernd

      Danke für die Nachricht. Strafantrag ist gestellt, erst einmal gegen die Kontrolleure. Gegen die S-Bahn und ihren Chef wird er auch bald erfolgen, noch warte ich, inzwischen ohne Hoffnung, auf eine Reaktion von den Bossen. Da werde ich wohl lange warten können. Ein Gefühl für die Verantwortung, die ein Chefposten verlangt, geht Herrn Heinemann wohl ab.
      LG Bernd

  3. Mario

    Mit „Haufen“ meinte ich die Kontrolleure 😉

    Naja, wenigstens habe ich mein Abo bei der BVG abgeschlossen!

    1. Bernd

      Mit Haufen meinte ich den gesamten Verein. Die Kontrolleure bei der S-Bahn sollen ja von so etwas wie Nachtwächter-Verleihfirmen kommen. Na ja, die scheinen ganz schön auf den Hund gekommen zu sein.
      LG Bernd

  4. Mario

    Mann, was für ein Haufen – ich wusste doch, dass Du damit moch viel Spaß haben wirst, Bernd.

    Mich erinnert es gerade daran, die Abo-Marke für März einzustecken 😐

    Apropos, sind das eigentlich unterschiedliche Kontrolleure in S-Bahn und BVG?

    1. Bernd

      Hi Mario,

      was für ein Haufen?! Ja, das stimmt. Selbst eine E-Mail an den Pressesprecher der S-Bahn war erfolglos – wie gehabt – no answer. Eine weitere E-Mail an die Bundesbahnzentrale, als Besitzer der S-Bahn, blieb ebenfalls ohne Antwort. Die Kundschaft ist für die DB und die S-Bahn etwas völlig überflüssiges. Inzwischen habe ich mit Hilfe von Thorsten und an Hand des bekommenen Schwarzfahrertickets feststellen können, das der Übereifrige jedenfalls die Wegnahme meiner gültigen Monatskarte quittiert hat. Netter, ja wie nennt man einen, der anderen was wegnimmt?
      Ich hab fast mein ganzes Berufsleben bei der BVG verbracht. Die hatten jedenfalls zu meinen Zeiten eigene Leute zum Kontrollieren. Ganz wichtig, die wurden so bezahlt, dass sie nicht auf Prämien und Menschenjagd angewiesen waren.
      Lieben Gruß
      Bernd

  5. Thorsten

    Lieber Bernd,

    dann solltet Ihr auf jeden Fall gegen die S-Bahn Anzeige erstatten wegen krimineller Handlungen ihrer Angestellten im Dienst bzw. in deren Auftrag handelnder. Ich würde Herrn Heinemann – das ist der Chef der S-Bahn – noch einmal per Einschreiben und schriftlich – also in Briefform – mitteilen, daß, wenn sagen wir bis in max 10 Tagen die Sache nicht aufgeklärt ist, den Fall detalliert dem Senat schildern werdet. Am besten der Verkehrsenatorin.

    Liebe Grüße

    Thorsten

    1. Bernd

      Lieber Thorsten,
      herzlichen Dank für die Hinweise, die werde ich befolgen. Den Namen des S-Bahn Chefs habe ich versucht herauszubekommen, die S-Bahn hat ihn mir nicht genannt. Gestern habe ich dessen Pressesprecher und die DB angeschrieben, über Kontaktformulare, die keine Kopie an den Absender schicken. Wozu auch! Wenn du den Namen kennst, kennst du auch die Anschrift? Die wurde mir natürlich ebenfalls verweigert. Der Mann muss irre Angst vor seiner Kundschaft haben.
      Lieben Gruß
      Bernd

  6. Thorsten Bartel

    Lieber Bernd!

    Als ehemaliger Bahnangestellter kann ich Dir nur sagen – und nicht nur Dir sondern auch allen anderen : 1. wenn Du im Besitz einer gültigen Fahrkarte bist und dieses auch bezeugen kannst – Gültigkeitsdauer noch nicht abgelaufen, Geltungsbereich nicht überschritten etc. dann kannst Du ruhigen Gewissens die „Grünen“ holen, im Gegenteil, Du mußt es sogar tun! Denn Schwarzfahren ist und bleibt eine Straftat und Dir wird quasi eine strafbare Handlung unterstellt.

    Ich selbst habe es einmal erlebt in einer Straßenbahn, als ich mich zum Automaten begab, daß sich ein Kontrolleur in den Weg stellte und meinte, ich sei schwargefahren. Ich wies ihn freundlich aber bestimmt daraufhin, daß ich als Kaufmann im Eisenbahn- und Straßenverkehr bestens über den Tarif und die Beförderungsbedingungen informiert sei und sich der Fahrgast, so er vor Fahrantritt nicht die Möglichkeit hatte einen Fahrschein zu erwerben, diesen im Fahrzeug unverzüglich nach dem Einstieg zu erledigen hat aber nicht vorgeschrieben ist, an welcher Tür man das Fahrzeug zu betreten hat. Desweiteren sagte ich, ich verlange, das die Polizei gerufen wird und sagte das auch so laut, das alle Umstehenden es hören konnten.

    Zurück zu Eurem Fall:

    Die sog. Kopfgeldjäger leben ja von den PRämien, also wollen Sie so viele wie mögliche „ohne“ erwischen. Das die S-Bahn GmbH mittlerweile auch private Kontrollettis hat, wußte ich nicht, ist aber auch nicht weiter verwunderlich.

    Ein Strafantrag gegen die sog. „Kontrolleuere ist auch insofern gerechtfertigt, als sie ja offensichtlich einen gültigen Fahrschein eingezogen haben. Auf jeden Fall ist jeder Kontrolleur verpflichtet, Dir eine Quittung, Durchschlag auszustellen, woraus der genaue „Tatbestand“ hervorgeht.

    Ich hoffe, Ihr habt Euch die genaue Zeit gemerkt und die Fahrrichtung der Bahn, so läßt sich ermitteln, wer da wann Dienst hatte. Außerdem habt ihr hoffe ich doch gleich beim Kundenzentrum bzw. direkt bei der S-Bahn Beschwerde eingelegt. Mich würde ja mal mächtig interessieren, ob die den Fahrschein ordnungsgemäß abgeliefert haben.

    Ach ja und ihr solltet in jedem Falle auch noch eurerseits Anzeige erstatten.

    Liebe Grüße

    Thorsten

    1. Bernd

      Hallo Thorsten,
      die Karte habe ich meinem Sohn selber gekauft, die Quittungen sind wie gesagt vorhanden. Ob die Kontrolleure die Karte ordnungsgemäß abgegeben haben, ist nicht herauszubekommen. Die S-Bahn verweigert jeden Kommentar. Die Leute verschanzen sich hinter Phrasen, wie: Wir prüfen noch; wir brauchen noch Zeit. Eine Mail an den Boss der S-Bahn wurde wohl nicht weitergeleitet, obwohl zugesagt. Jedenfalls antwortet die Geschäftsleitung auch nicht. Wir sind geschädigt (wenn nicht gar bestohlen) worden, im Auftrag der S-Bahn Geschäftsleitung und die zeigt uns deutlich, dass ihr ihre Kunden am Ar… vorbeigehen.
      Lieben Gruß
      Bernd

  7. Thomas

    1. Die Kontrolletties sind keine Amtspersonen.
    2. Wenn Du ABSOLUT SICHER bist, das mit deiner Fahrkarte alles i.O. ist, dann lass doch Die Herren von der BUNDESPOLIZEI antanzen.
    3. Falls Du finanziell nicht so gut da stehst: PROZESSKOSTENBEIHILFE

    1. Bernd

      Wir sind sicher, wir haben die Kaufquittung und den Kontoauszug mit der Abbuchung. Die S-Bahn muss auch wissen, dass ihre Menschenjäger Mist gebaut haben, die antworten auf nichts mehr. Hat wohl was mit Vogel Straus Politik zu tun.

      Den BGS oder nun BP traute sich mein Sohn nicht rufen zu lassen, weil sein Perso nach einer Runde in der Waschmaschine als nicht mehr gültig eingestuft wurde. Geld für einen Neuen hatte er nicht. Das Bürgeramt will selbst von HartzIV Leuten erst mal 14 Euro dafür haben das sie ihren Popo bewegen müssen. Das ist fast das Essen für eine Woche und eine Person. Da überlegt man lange, ob der neue Perso so wichtig ist. Das haben die Prämienjäger erkannt und ausgenutzt.

  8. Mario

    Sehr gut geschrieben, ich bin gespannt, ob dabei was rauskommt! Vermutlich verläuft’s im Sande und man bekommt nach einem Jahr die ergebnislose Absage.

    Übrigens kann man recht viel hier auch schon online erledigen:
    http://www.internetwache.brandenburg.de/
    Da spart man sich u.U. ie Diskussion mit den Grünen 😉

    1. Bernd

      Hallo Mario,
      danke für deine gute Meinung über den Stil. Dabei wird schon was rauskommen, denn in mir ist noch immer die große Wut. Die S-Bahn versucht es auszusitzen, keine Antwort, kein Angebot den Schaden zu regulieren. Nur Hochmut kommt vor den Fall.
      Mit der Internetwache, das ist so ein Ding. Die verlangen das Anlegen eines Passwortes und haben da so eigene Vorstellungen wie das auszusehen hat. Das so nach fremden Wünschen gestaltete Geheimnis, haben wir dann blitzeschnelle vergessen und nun ist der Laden auch für uns dicht.
      Lieben Gruß
      Bernd

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