Potsdams Brennholzstapel, ein Fall für die Justiz

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Wenn ein Amtsschimmel erst einmal wiehert, ist es nicht einfach ihn zum Schweigen zu bringen. Seit gut einem Jahr wiehert die Nation über Potsdams, denke ich mal, neue Masche bekannt zu werden. Bisher dreimal habe ich hier über Potsdams Baubehörde gelästert. Der Anlaß dazu ist ein Hotel, dass einen Brennholzstapel fest mit der Erde verbunden im Garten stehen hat. Fest verbunden mit der Erde heißt, da hat einer die Scheite mit der Schubkarre hingefahren und aufgeschichtet. So wird es da schon seit 20 Jahren gemacht, aber erst jetzt ist es der Behörde ins wachsame Auge gesprungen.

Das brachte Potsdams Baubehörde in Rage, denn die sieht einen Brennholzstapel, der fest mit der Erde verbunden ist, als Bauwerk an und ein Bauwerk braucht eine Baugenehmigung. Burghard Scholz, der Hotelier, hat es versäumt, für seinen Kaminholzstapel eine Baugenehmigung einzuholen. Was macht eine Baubehörde so, wenn es etwas zu bemängeln gibt und sie sich aufrafft den Mangel abzustellen, sie verhängt eine Strafe. Für den Brennholzstapel wollte Potsdams Verwaltung 1000 Euro Zwangsgeld einsacken und obenrauf packten die brandenburgischen Spezialisten noch einmal 250 Euro Verwaltungsgebühr. Ganz schön üppig, die Potsdamer Brennholzkämpen.

Burghard Scholz zog vors Verwaltungsgericht und wartet seitdem auf einen Termin. Bei der Justiz dauert eben alles a bißerl länger, weil die Politik sie kaputt gespart hat. Das ist aber wieder eine andere Story. Den Potsdamern wurde wohl langweilig oder sie haben zulange nichts mehr über sich in den Zeitungen gelesen, jedenfalls schleppten sie den Brennholzstapel und seinen hartnäckigen Besitzer vor ein anderes Gericht, diesmal in Berlin. Die Lübecker Nachrichten erfreuten sich am Brennholzgezerre und berichteten wacker darüber. Was dem einen sin Uhl, ist dem anderen sin Nachtigall, Potsdams Verwaltungsleute freuten sich nicht und fühlten sich durch eine angebliche Äußerung zum Prozessieren getrieben. Da es nur Steuergelder und nicht das eigene Geld ist, erinnert mich an Woltersdorfs anwaltliche Nachhilfe für Gemeindevertreter, benötigten die aus der ehemaligen Preußenresidenz gleich drei Anwälte. Der alte Friedrich II würde sich im Grabe umdrehen ob der hohen Kosten, na egal, die Potsdamer Verwaltungsko­ry­phäen verloren den Prozess und müssen nun ihre Anwälte und Gerichtskosten aus den Steueraufkommen seiner Einwohner bezahlen. Das Gericht machte ihnen klar, dass es eben Äußerungen gibt die von der Meinungsfreiheit gedeckt sind.

Nun, warten wir es ab, Burghard Scholz sein Kaminholzstapel und diese eigenartige Baubehörde in Potsdam wird uns noch lange, immer wieder einmal, beschäftigen. Ich bin gespannt wieviele Steuergelder da noch an Anwälte weitergereicht werden, wieviele Gerichtskosten da noch von Bürgers Steuern fürs Rechthaben draufgehen.

Hoffnungsschimmer, ein Herr, Bernd Rubelt, wechselt im Frühjahr als neuer Baudezernent von Eutin nach Potsdam, nicht nur als Stadtplaner, sondern auch als Diplomat und Moderator. Auf seinem Schreibtisch liegt dann der kuriose Vorgang um einen Brennholz-Stapel, der es als Behörden-Irrsinn zum Hit einer Satiresendung schaffte.

Ich schreibe da ganz vorsichtig, zu Potsdams Gerichten zieht’s mich nicht und die kommen ja mit Heerscharen von Anwälten.

http://www.ln-online.de/Lokales/Ostholstein/Ein-Potsdamer-Hotelier-setzt-auf-Rubelt

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