Es gibt Dinge, die kommen nie über das Stadium der Planung hinaus, auch der Weinbergstraße ergeht es so. Schon zu DDR Zeiten planten die Planer den Ausbau der Sandpiste als Einbahnstraße, die an ihrem Ende in die Elsner Straße mündet. Beim planen ist’s geblieben, die Planung hat die DDR überlebt. Nun planen sie wieder, zwar bei leeren Kassen, aber planen macht wohl riesig Spaß, überhaupt, wenn damit irgendwelchen Planungsbüros geholfen wird.
In diesem Jahr hörten wir von der Weinbergstr. zum erstenmal im „Zeitweiliger Ausschuss zur Prüfung des Flächennutzungsplanes“ am 6. September diesen Jahres. Herr Joecks trug in einer Analyse zur Verkehrsentwicklung vor, dass man bei der Hauptstraßenplanung sowohl die Seestr. als auch den Zubringer zur Grundschule als Haupttrasse aufwerten soll, dass würde dem Charakter einer Hauptstr. entsprechen. Den Gedanken solle man bei der Planung im zukünftigen Flächennutzungsplan berücksichtigen.
Bis November schlummerte die Weinbergstr., nun ist sie mit Macht zurückgekommen. Der Sozialausschuss holte sie aus der Versenkung. Frau Killian wollte wissen, was mit der Straße los ist, was passiert da. Unser Bürgermeister trug vor: die Straße soll gebaut werden und im Bauausschuss sollen die Planungsmittel bereitgestellt werden. Er stellte zwei Bauvarianten vor, einmal von der Seestr. bis zur Schule in der Weinbergstr. zum Preis von 220.000 Euro, zum anderen über die Winzerstr. zur Schule, ohne Kostenangabe. Dann begann Dr. Schulz die Diskussion mit der Forderung nach Gehwegen, insbesondere für die Kinder. Dr. Vogel stimmte dem zu, Rad- und Gehwege sind ja sein Steckenpferd. Interessantes brachte Müller-Brys ein: er könne mal wieder nicht folgen, da wären doch einst 10.000 Euro Planungskosten an Herrn Höhn geflossen, warum denn der Plan nun nicht ausgeführt wird. Da wird das Geld der Steuerzahler zum Fenster rausgeworfen. Dr. Vogel erwiderte, Höhn plante nur den Schulcampus und den Übergang von der Schule über die Straße. Nu muss ich mal fragen, das Wort CAMPUS für einen gewöhnlichen Schulhof, wo sich Eleven tummeln, die gerade mal mühsam versuchen die Grundbegriffe der Grammatik zu verinnerlichen, ist das nicht eine gewaltige Übertreibung, Leute bleibt auf dem Teppich oder nennt die Volksschule doch gleich Universität Woltersdorf. Frau Hochmuth warf ein, der Höhn hat den Schulcampushof mit Spielgeräten geplant, damit die Eltern wüssten, wo sie die aufstellen können und Höhn ist Landschaftsplaner und kein Straßenplaner und das Geld ist nicht zum Fenster rausgeworfen. WBF-Vogel kam in der Kinderschutzdebatte mit dem ersten vernünftigen Vorschlag: Warum sind Kinder so unsportlich, sie werden mit dem Auto vorgefahren, fehlt nur noch die Rolltreppe in die Schule rein. Tja, Herr WBF-Vogel dat frach ick mir ooch. Irgendeiner schmiß noch ein: Man solle die Straße so lassen, die ist verkehrsberuhigt genug, irre soviel Vernunft in der erlauchten Runde, ick bin janz platt. Damit verlassen wir den Sozialausschuss, den restlichen Hickhack über unsere laufbehinderten Kinder erspare ich mir.
Wir haben den 3. November, gestern hat uns der Sozialausschuss mit der Weinbergstr. unterhalten, heute möchte sich der Bauausschuss an dem beliebten Thema abarbeiten. Unser BM stellte wieder seine Bauvarianten vor und meinte, dass noch entschieden werden muss welche der Planungen zum Zug kommt, sicher ist nur, dass im nächsten Jahr gebaut werden soll und das für die Planung Mittel genehmigt werden müssen. Für die Planung seien 6000 Euro veranschlagt, sagte Frau Böhm, die Grünen mochten dem Antrag nicht zustimmen, es ginge alles zu schnell und sie wollen die Elsnerstr. mit einbeziehen und an sich könne man den Entwurf von Höhn nehmen. WBF-Vogel brachte seine Argumente vom Tag zuvor wieder aufs Tapet, er schlug eine gemeinsame Sitzung der beiden Ausschüsse vor, um über die Planung noch einmal nachzudenken.
Herr Joecks, Bauamtsleiter, stellte fünf Varianten vor, die von Herrn Höhn verwarf er, weil sie nur Teile der Weinbergstr. von ca. 200 Meter berücksichtige. Eine der Varianten kostet stolze 411.000 Euro, da glaube ich, die wird’s bestimmt nicht, weil der Rückfluss sehr gering sein wird, wenn man schon allein den Schulhof mit 16.000 Quadratmeter betrachtet. Dazu kommen, meines Wissens, noch das riesige Gelände der Straßenbahn, der große Edeka Parkplatz und diverse unbebaute Flächen. Reinhard Hildebrandt meinte, warum die Schüler nicht über den Eingang der FAW in der Vogelsdorferstr zur Grundschule durchgehen können. Der Antrag über die 6000 Euro wurde abgeschmettert.
So will ich mal meine Varianten vorstellen: Meines Wissens wachsen den Buben und Mädchen auch heute noch die zum Laufen benötigten unteren Tentakel. Mit den Dingern, ich nenne sie mal Beine und Füße kann man sich mit einiger Übung von A nach B bewegen, auch über größere Entfernungen, egal ob’s regnet oder schneit. Somit ist das ganze Palaver der beiden Ausschüsse auf mein absolutes Unverständnis gestoßen. Wir mussten früher auf Schusters Rappen zur Schule latschen, geht das heute nicht mehr? Ja dann, bitte doch noch die bereits erwähnte Rolltreppe und mein Vorschlag, stellt der zukünftigen Elite des Landes auch noch einige Sänften zur Verfügung.
Der Ausbau der Straße soll in Hauptsache erfolgen, um den Verkehr auf der Schulwegsstraße zu beruhigen. Irgendwo muss da die Diskussion unserer Abgeordneten die Realität hinter sich gelassen haben. Die jetzige Sand- und Schlaglochpiste ist die beste Verkehrsberuhigung. Ein deutscher Mann, der sein Auto über alles liebt, wird da nur im Schneckentempo durchkrauchen, rasen ist hier unmöglich, bei einer asphaltierten Straße kann man den Bleifuß aufs Gaspedal pressen. Lasst die holprige Sandpiste wie sie ist, wandelt sie nur in eine Einbahnstr. um, dann hört auch die beanstandete Wenderei auf.
Der beste Vorschlag kam aber von Herrn Hildebrandt, der Weg durch die Vogelsdorferstr. über das FAW Gelände ist da, warum sperrt sich die FAW gegen die Benutzung durch die Grundschule. Das ist keine gute Nachbarschaft und dem schlechten Nachbarn hat die Gemeinde jetzt auch noch massig Farbe zum anpinseln ihrer Schule geschenkt, ick fass es nich! Unsere Gemeinde baut der FAW ja auch noch die Gesamtschule Woltersdorf – FAW und wenn sie nun verpennt hat den Schulweg über deren Gelände vertraglich zu sichern, da könnte man doch einen Weg von der Vogelsdorferstraße ganz links am Zaun neben dem bald entstehenden Gebäude schaffen.
In Woltersdorf ist ja was los. Man kann nicht mal mehr in den Urlaub fahren, schon verpasst man den Anschluss.
Nun aber zur Weinbergstraße. Ich finde, man sollte den Urzustand der Straße so belassen. Die Verkehrsberuhigung bleibt damit erhalten. Für die Kinder kann man ja mit Holz- oder Betonpfählen einen Fußweg an der Seite abstecken. Das hindert die lieben Eltern daran, ihre Sprösslinge über den Haufen zu karren. Das Ganze ist, angesichts der klammen Kassen, wie man ja im Finanzausschuss festgestellt hat, eine sehr kostengünstige Variante.
Gruß Yvonne