Die Einen machen Schulden bei der Bank u. a. für Urlaub, Luxusgüter, Feste feiern, die das Budget strapazieren und irgendwann in die Insolvenz führen. Andere nehmen Kredite auf für Investitionen, z. B. für Maschinen, Grundstücke, Häuser. Solche Kredite werden auch Schulden genannt, sie belasten den Haushalt ebenfalls, sind dafür mit bleibenden Gegenwerten abgesichert, die von Rate zu Rate mehr in des Kreditnehmers Eigentum übergehen. Solche Schulden schaffen Vermögen.
Haben Sie Schulden? Nein! Da hätten Sie besser vorsorgen sollen. Ich habe Schulden, die richtigen Schulden, die, die das Einkommen mindern, die Steuerlast senken und Werte schaffen. Woltersdorf ist auch mit Schulden gesegnet, aber mit den richtigen Schulden. Vor einiger Zeit tönte unser Bürgermeister ganz forsch, wir sitzen auf 12 Millionen Schulden, nichts geht mehr, erst recht keine Mehrzweckhalle. Noch vor knapp zwei Jahren referierte der große Stratege in „Kümmels Anzeiger“ und riss sich dabei ein Bein aus für den Bau der Halle. Ich gehe mal davon aus, die 12 Mio. Schulden waren zum größten Teil schon damals vorhanden, auch Schuldenmachen erfordert Zeit. Einziger Wermuttropfen in des Bürgermeisters Verkündung, bisher konnte er keinen Beweis für seine Behauptung bringen. Solange das nicht geschieht, sollten wir sein Gerede als Prophezeiung betrachten. Davon gibt’s genug, jeden Tag sieht die Welt einen neuen Propheten.
Propheten sind nichts ohne Gläubige. Einer, der sich für den Bürgermeister schier die Feder verrenkt, ist Dr. Bernd Brauer (Mitglied BI Unser Woltersdorf). Einige Male durfte ich mich schon mit seinen Verkündigungen beschäftigen. Nun ist es wieder einmal soweit, im letzten „Kümmels Anzeiger“ der zum Hauke-Verlag aus Erkner gehört, wo auch sonst, erklärte uns „Leserbriefschreiber“, Dr. Bernd Brauer aus seiner Sicht, oder sollte ich besser sagen, aus seiner Kurzsicht, die Schulden der Gemeinde Woltersdorf.
So sieht er in den ominösen 12 Mio. Schulden auch Gemeinde-Schulden für die künftige Kita. Aber, da irrt der Doktor. Der Kitaumbau wird von Gifhorn, besser von der Tribus GmbH finanziert, das sind also deren Schulden. Meint er vielleicht den Mietzins? Mieten sind keine Schulden, das sind normale Unterhaltskosten, weiß doch jeder. Da Dr. Brauer, nicht so richtig mit dem Beweis rüberkommen kann, vermutet er forsch: Die Schulden waren in unterschiedlichen Konten versteckt. In Konten lässt sich nichts verstecken, dazu müssten Kämmerin, Wirtschaftsprüfer, Finanzamt und Kommunale Aufsicht blind durch den Kontenplan getappt sein.
Irgendwie, so scheint’s mir, sind dem Doktor die versteckten Konten wohl doch selber suspekt erschienen. Da hilft nur drauflegen und da fangen wir mit dem lustigen Wort „Wahrscheinlich“ an: Wahrscheinlich hat die Gemeinde ein Guthabenkonto mit geringen Habenzinsen aufgemacht und alte Sollkonten … „Wahrscheinlich“ solch ein Wort sollte es im Wortschatz eines Wissenschaftlers nicht geben. These – Antithese – Beweis, kennt doch jeder Doktor, oder? Wo ist der Beweis und wie soll der geneigte Leser den unverständlichen Inhalt dieser Botschaft enträtseln?
Dr. Bernd Brauer fand wohl seine Darlegungen etwas mager und dozierte weiter: Es ist keine Schande, wenn Gemeindevertreter keine Bilanzen verstehen, dafür gibt’s Spezialisten. Nun eine Bilanz lesen ist nicht schwer, das kann jeder erlernen, schwer ist die treffende Deutung der Zahlen und dazu braucht es sehr viel Sachverstand. Betrachten wir eine Bilanz als Waage, so muss jede Waagschale gleich schwer sein, die Zünglein müssen in einer Höhe zueinanderstehen. Auf jeder Seite, bei Aktiva und Passiva muss die gleiche Summe stehen. Die Bilanz von Dr. Brauer ist nicht stimmig. Er packt in eine Waagschale 12 Mio. Schulden und in die andere Waagschale? Die lässt er leer. So geht’s nicht, den 12 Mio. Mittelherkunft müssen 12 Mio. Mittelverwendung gegenüberstehen. Die fehlen, sind untern Tisch gefallen.
Ein weiterer Beweis für die falsche Brauer Rechnung, Woltersdorfs öffentliche Bauten haben einen Wert von 18 Millionen (siehe Finanzausschuss März 2012). Hier, Doktor Brauer, haben wir eine Differenz von 6 Mio. in der Mittelherkunft. Also mit einer so vereinfachten Bilanzierung kommen wir nicht weiter, da müssen eben, wie der Doktor so treffend bemerkte, Fachleute ran. Ein Fachmann, unser Kämmerer, sagte beim letzten Sozialausschuss: Woltersdorf steht nicht schlecht da. Ich glaube – ich glaube lieber dem Fachmann als dem Propheten und seinem Jünger.
Also ominösen 12 Mio. Schulden stehen 18 Mio. bleibende Werte gegenüber. Da kann ich nur sagen, unsere Abgeordneten haben die letzten 22 Jahre hervorragend gewirtschaftet.