Lockdown und Schule ist das machbar?


Der Lockdown und Schule war eine Hilfskrücke, um überhaupt etwas anzubieten. Wie das so mit Krücken ist, es geht nicht so wirklich gut. Hier in Deutschland mit seinen 16 Ländern haben wir sicherlich 16 verschiedene Gründe, warum dies und jenes nicht geht. Ich kann nur über das berichten, was ich selber hautnah in Brandenburg täglich mit durchstehen muss und das was ich über Zeitung, Radio und Zeitung über Berlins Dauerschulmisere erfahre.
Ich habe ja hier schon einen Bericht über das niederschmetternde Lernen an einer Schule in Brandenburg geschrieben, er ist hier bei FB auf meinem Account oder auf meiner Webseite zu finden.
Fangen wir mit Berlin an, weil ich hier einen Zeitungsartikel zu Hilfe nehme, dessen Klagen der Schüler fast deckungsgleich sind mit dem was ich in Brandenburg, wie gesagt täglich seit Monaten, erlebe.
Wie geht es mir? Was muss sich ändern?
Ganz einfache Fragen auf einer digitalen Pinnwand einer gut beleumundeten Berliner Oberschule.Ein Eintrag: „Ich habe täglich Kopfschmerzen und Panikattacken. Das muss schnell aufhören.“
Ein weiterer Eintrag: „Die Masse der Videochats, Aufgaben und Hausaufgaben ist zu viel. Es ist das Dreifache von dem, was wir normalerweise tun müssten. Ich sitze manchmal bis drei Uhr nachts am PC und am Ende wird meine Arbeit weder beurteilt noch wertgeschätzt.“
Ein weiterer Eintrag: „Es macht mir Stress, wenn Lehrer einen zwingen, die Kamera anzumachen, warum ist es nötig sich vor der Kamera zu zeigen.“ Und so geht es immer weiter, von ca. 100 Einträgen sind fast alle negativ. Es sollen weder Lehrer noch Schule angegriffen werden. Es ist ein Zustandsbericht der Lehrer dazu bewegt hat, die massige Fülle an Aufgaben zu reduzieren.
Weg von Berlin, zurück zur ungenannten Schule und ungenannten Lehrern, in Brandenburg. Auch hier geht es nicht darum Schule oder Lehrer zu nennen. Die haben auch jede Menge Probleme zu lösen, insbesondere Probleme mit dem Datenschutz und einer mehr als mangelhaften digitalen Schule.
Auch hier ist es die Masse der Arbeiten, die ein lehrendes Begleiten der Kinder durch die jeweiligen Betreuer unmöglich macht. Wir hotten nur noch durch die Masse. Erklären geht nicht, der Zeitrahmen der Erwachsenen lässt es nicht zu. Und nach fünf Stunden sind wir alle ziemlich fertig. Doch darüber habe ich bereits geschrieben. Geholfen, wie in Berlin, hat es nichts. Im Gegenteil, einige Lehrer scheinen die Möglichkeiten zu schätzen ihre Schützlinge mit noch mehr Dateien aus der Cloud zuzuschütten.
Wie in Berlin, ist hier an dieser Schule ein starker Drang zu merken die Kinder mit Videochats, Videolernspielen, Videokonferenzen und Emails einzudecken, oft bis in den frühen Abend. Nicht zu vergessen, die Kinder, von denen ich berichte, sind zwischen sechs und elf Jahre alt. Auch hier, eins der Kinder ist insbesondere davon betroffen, graust es davor zu Tränen die Kamera einzuschalten, wie auch oben zu lesen in Berlin passiert. Auch hier geht es nur mit Zwang durch den Lehrer.
Der Verkehr der Lehrer mit den Schülern über Email ist ebenfalls mit Kopfschütteln zu sehen. Wir bekommen Emails der Lehrer mit Aufgaben noch nach 19:00 Uhr, Spitze war so 21:00 Uhr abends. Da steht dann auch, was die Kinder bitteschön am nächsten Morgen mit zur Schule bringen sollen. Da werden dann auch mal fragmentarische Anweisungen geschickt, wie Kinder ein Lernprogramm downloaden, installieren und benutzen sollen. Damit können sich dann die Eltern beschäftigen, falls sie es können und die entsprechende Hardware zu Hause herumsteht.
Fazit: Es ist bis jetzt gegangen, über den Lernerfolg sind wir uns sehr im Zweifel. Wir wissen aber, alle 16 Länder haben die Digitalisierung der Schulen und entsprechende Ausbildung der Lehrer verpennt.
Ich habe mal den etwas älteren Artikel angehängt
Homelife, Homeoffice, Homeschool
Corona hat’s mit sich gebracht, dass wir mit diesen drei Begriffen bestens vertraut sind. Gewundert habe ich mich dabei seit einiger Zeit über die Klagen vieler Eltern. Allgemeiner Tenor dieses Mama – Papa Chores, wie sollen wir das alles unter einen Hut bringen, es bringt uns ans Ende unserer psychischen Reserven. Weicheier meinte ich, wenn ich diese Klagen täglich in meiner Zeitung las.
Der liebe Gott hat wohl davon mitbekommen und Schicksal gespielt. Kurzum, wir Rentner, wurden über Nacht für drei Schulkinder so etwas wie Homeschooling Paten und bekamen einen Blick in Schule 2020 plus. Unsere Schulpatenkinder gehen in verschiedene Klassen, Erste, Vierte und Fünfte.
Jeden Tag holen wir uns aus einer Cloud den täglichen Unterricht, so an die 20 DIN 4 Seiten pro Kind, es waren aber schon deutlich mehr. Deutsch, Mathe, Englisch, Naturwissenschaften, Gesellschaftskunde. Die Schulbehörde muss davon ausgehen, die Kinder sind in der Lage sich den Stoff selbstständig zu erschließen, auch noch richtig und dann noch massig Hausaufgaben zu machen. Wobei Lernstoff und Hausaufgaben ineinander verschwimmen. Von den Kindern wird erwartet, dass sie Universalisten sind, Lehrer und anschließend Schüler in einer Person. Geht das überhaupt? Nein, es geht nicht. Doch dazu später.
Sehr schnell lernten wir, die Kinder lernen im perfekten Chaos. Pro Fach gibt es mehrere Bücher, Hefte und lose Blattsammlungen, die abgeheftet werden müssen. Wehmütig fällt mir beim Anblick des Durcheinanders die geordnete Arbeit in früheren Schuljahren ein.
Wie sieht es nun bei den Eltern, respektive Schulpaten aus. Jede Menge Eltern gehen einer Beschäftigung nach. Entweder sind sie an die zehn Stunden unterwegs oder sollten an die acht Stunden Homeschooling bewältigen. Anschließend sollen sie noch den Haushalt etc. stemmen und, weil Freizeit schädlich ist, Homeschooling mit den Kindern bewerkstelligen. Wir sollten uns vor Augen halten, der Tag hat immer noch 24 Stunden, da hat sich nichts geändert.
Meine Frau und ich, beide Pensionäre, sind wie gesagt Schulpaten geworden, von drei Kindern mit Migrationshintergrund. Alle drei sprechen zu Hause ausschließlich ihre Muttersprache. Sie können sich in unserer Sprache verständlich machen. Das heißt, sie sprechen wenig Deutsch, an sich nur in der Schule, die gibt es aber momentan nicht. Das heißt aber auch, sie brauchen eine Vollzeitbetreuung beim Lernen, die deutschen Texte der Schule erschließen sich ihnen nicht. Wie sollen sich auch Kinder in den unteren Grundschulklassen selber unterrichten, die Schulbehörde gibt darauf keine Antwort.
Unser Homeschooling sieht so aus. Meine Frau holt sich, wie gesagt, täglich so an die im Mittel 60 DIN 4 Seiten aus dem PC und druckt sie aus. Um 11:00 treffen wir dann unsere Schüler. Dann sind wir im Durchschnitt an die fünf Stunden voll intensiv damit beschäftigt, den Kindern den Lerninhalt begreiflich zu machen und die Hausaufgaben zu begleiten. Die Schulbehörde setzt hierbei auf Masse, es reichen nicht vier oder fünf Rechenaufgaben, nein es müssen zwanzig sein. Zeit zum Erklären des Lernstoffes bleibt dabei nicht, wir müssen durch die Seiten rasen und sehen, dass wir irgendwie damit zu Ende kommen. Das hat die Schule vorhergesehen und so werden alle paar Tage neue Themen ins Rennen geschickt. Jedes dieser Themen bräuchte seine Zeit fürs erklären, verstehen und abarbeiten. Diese Zeit erlaubt eine Schule die auf Masse setzt nicht. Ob die Kinder verstehen, was da mit ihnen geschieht? Ich glaube nicht, ich verstehe es auch nicht, der Nürnberger Trichter hat nie funktioniert.
Wir haben einen Vorteil, der sich für die Kinder zum großen Nachteil auswachsen wird. Wir bekommen die Lösungen mitgeschickt, sie sollen uns helfen. So wird denn eben mit Taschenrechner und Lösungsblatt versucht dem Massenandrang von DIN 4 Seiten seitens der Schule
entgegenzuwirken.
Wir quälen uns jeden Tag rund fünf Stunden mit Englisch, Deutsch und Mathe. Dafür haben wir auch Verständnis, kein Verständnis aber für die Menge in jedem dieser Fächer.
Es gibt da dann noch zwei Fächer Gewi und Nawi – Gesellschaftswissenschaften und Naturwissenschaften. Zwei äußerst zeitaufwendige Fächer. Im Ersten sollen die Kinder am laufenden Meter geografische Zeichnungen von Landesteilen fertigen, das dauert Stunden, viele Stunden und im Letzteren werden die Kinder aufgefordert naturwissenschaftliche Experimente durchzuführen. Das kann man durchaus, diese Experimente sind für Kinder von großem Erkenntnisgewinn, sie sind auch mit Mittel, die im Haushalt zu finden sind durchzuführen. Eines ist aber nicht da, Zeit. Gewi und Nawi brauchen enorm viel Zeit. Experimente, geht nicht. Das Kind schreibt auf, was der Erwachsene ihm diktiert. Lerngewinn gleich null. Der Tag hat eben nur 24 Stunden.
Nicht einmal wir als Rentner haben soviel Zeit, denn wir müssen irgendwo noch die Dinge des täglichen Lebens in die Reihe bekommen.
Eltern, die Homeoffice machen und/oder arbeiten gehen haben diese fünf bis sechs Stunden nicht. Sie müssen sich um ihre Jobs kümmern. Und wenn dann in einer Videokonferenz alle paar Minuten das Schulkind auftaucht und um Hilfe bittet, dann ist die berufliche Konzentration nicht mehr gegeben.
Eine sehr schöne Darstellung, bietet ein Artikel im heutigen Tagesspiegel, „Zurück in die 50er“. Schulbehörde, Lehrer und Eltern sollten sich diesen Beitrag zu Gemüte führen und ihr Handlungen mehr an die wirklichen Gegebenheiten des Lebens anpassen. Wunschdenken der Schulbehörde reicht nicht.