Konferenzsystem für Wolterdorf

Vor 2500 Jahren wurden in Griechenland Theater gebaut, in denen bis zu 17.000 Besucher Platz nehmen konnten. Die Darsteller auf der Bühne konnten schreien oder flüstern, selbst das leiseste Wort wurde noch auf den am weitesten entfernten Rängen klar und deutlich vernommen. Die alten Griechen schafften das durch überzeugende Baukunst, die die Gesetze der Akustik befolgte. Jeder kann sich in den noch vorhandenen antiken Theatern davon überzeugen.

In Woltersdorf ist das anders, Gesetze der Akustik beim Bauen anwenden – wozu, gibt es doch Beschallungsanlagen. Unsere Gemeinde leistet sich einen 2.5 Millionen teuren Rathaus-Anbau und möchte dort ein 20.000 Euro fressendes Konferenzsystem installieren lassen. Da würde dann jeder Gemeindevertreter sein eigenes Mikrofon haben, woanders haben selbst Parlamente weniger Sprechstellen als Abgeordnete. Den meisten reichen zwei oder drei Mikrofone und damit klappt die Parlamentsarbeit prima. Vielleicht sollten unsere Gemeindevertreter sich einmal solche Anlagen ansehen und es gibt noch ein einfaches, kostenloses Mittel – lauter sprechen, es ist kaum zu glauben, wie weit die Stimme reicht – für die Gemeinderäume reichts allemal.

Ich halte die geplante Anlage für überflüssig und zu teuer, hier ist eher der Wunsch nach mehr Glanz fürs Rathaus, denn die Notwendigkeit zu sehen.

Weiter soll ein Interactive Pen Display für 3.500 Euro (in der Summe von insgesamt 20.000 Euro enthalten) ins Rathaus einziehen. Solche Grafiktabletts und Grafikdisplays sind für Spezialisten, für Grafiker, Designer und Künstler gedacht.

Ich füge hier einmal die Vorstellungen eines Herstellers solcher Pen Displays ein: „Damit schafft das neue Gerät die optimale Grundlage für einen intuitiv gesteuerten Workflow vor allem in nicht-grafischen Anwendungsbereichen wie Audio-Editing, Office Automation oder der Prozesssteuerung. Gleichzeitig lässt sich das neue Pen-Display auch hervorragend bei Präsentationen einsetzen.“ Wer mehr darüber erfahren möchte, kann hier nachlesen.

Jetzt stellt sich mir doch die Frage, was machen unsere Vertreter so im Rathaus? Betreiben sie Prozesssteuerung oder Audio-Editing? Sind da verkannte Künstler oder Grafiker am Werk? Ich glaube, wenn ich die Homepage der Gemeinde und das bescheidene Gemeindeblatt ansehe, eher nicht. Hinzu kommt noch, die Technik grafischer Systeme ist nicht ohne, haben unsere Gemeindevertreter eigentlich Zeit für eine umfassende Einarbeitung?

Noch ein Vorteil soll das Pen Display haben, Präsentationen können per Email an die Vertreter der Gemeinde direkt nach Hause versandt werden. Ich bin tief beeindruckt, Präsentationen kann man zum Nulltarif, mit z.B Open Office erstellen und diese Präsentationen kann man dann zum Nulltarif mit einem ganz normalen Emailprogamm an alle Gemeindevertreter gleichzeitig schicken.

Ich finde hier sollte man die Ausgabe von 3.500 Euro noch einmal überschlafen, sich informieren und immer im Kopf behalten, das können wir auch kostenlos haben, natürlich fehlts dann am gewünschten Glanz im Rathaus. Nur wer braucht den denn?