Nu haben wir wieder Einen, einen an der Spitze. Einen der uns würdig vertritt hier und anderswo. Joachim Gauck, über jeden Zweifel erhaben, soll es werden. Überparteilich hat man sich, nach im Minutentakt produzierten Kandidaten, auf ihn geeinigt. Das Geschacher vermittelte nicht unbedingt den Eindruck von Würde, eher das Gegenteil. Für viele ging es, wie so oft, um die Versorgung von irgendeinem, der es nötig hatte. Bei Merkel nicht, sie saß in der Klemme, mit ihrem verflossenen Präsidentenduett. Sah doch die ganze Welt, sie ist unfähig, ihr politisches Personal zu sortieren. Nun hat sie Gauck, den sie nie haben wollte, den sie immer abblitzen ließ.
Joachim Gauck, was ist das für ein Mensch, der sich mit 72 Jahren aktivieren lässt. Aktivieren lässt von Merkel, die ihm einen Korb nach dem anderen verpasste, am langen Arm verhungern ließ. Für solche Kanzlerin springt er eiligst in die Bresche, macht den eifrigen Lückenbüßer. Diensteifrig muss er sein, der neue Präsident, wie sonst reicht ein flüchtiger Telefonanruf im Taxi, um sich anwerben zu lassen. Eitelkeit kann es sein, wie lange ist er dem Posten hinterher gerannt und immer wieder gescheitert, an Merkel. Für Eitelkeit spricht auch, er konnte es sich nicht verkneifen, dem Taxifahrer Vadim Belon zu verkünden: „Sie fahren jetzt den neuen Bundespräsidenten“, so hat’s „Bild“ herausgefunden.
Wäre es nicht besser gewesen, die Wulff Kiste als Anlass zu nehmen, das Präsidentenamt ins Museum zu verfrachten, wo es hingehört? Brauchen wir einen Ordenhändler an der Spitze des Staates, um seine und die Eitelkeit anderer zu befriedigen?