Kinder und ihre Sprachlosigkeit

Seit längerem verfolge ich in verschiedenen Medien die Debatte über die Sprachlosigkeit unserer Kita- und Schulkinder. Es gibt ein altes Sprichwort, das in der heutigen Zeit an Bedeutung gewonnen und nicht verloren hat: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“.

Es ist doch erschreckend, wenn in der Zeitung zu lesen ist, jedes vierte Vorschulkind in Brandenburg kann entweder keinen kompletten Satz bilden oder hat Mühe Buchstaben richtig auszusprechen, geschweige denn einen umfangreichen Wortschatz zu bilden.

Da frage ich mich, wie kann es sein, dass in Brandenburgs Schulen, wo überwiegend deutsche Kinder unterrichtet werden, so eine negative Statistik entstehen kann. Gut 23 Prozent unserer Kinder bringen das Defizit mit. Es bedeutet doch nichts anderes, als das schon im Elternhaus der Grundstock für die Sprachstörungen, oder sollte ich besser Sprachlosigkeit sagen, gelegt wird. Zwei Familien, zwei Beispiele, die unterschiedlicher nicht sein können.

Die eine Familie, die Eltern nebst fünf Kindern. Die Mutter hat einen Job, der Mann ist freiwilliger Hausmann. Die älteste Tochter schaffte mit großer Mühe die Schule und eine Ausbildung. Bei der zweitältesten sieht es noch schlimmer aus. Förderung der Hausaufgaben durch den Vater gibt es nicht. In Folge bringt das Mädchen schlechteste Zensuren nach Hause und mit jeder sechs verliert es die Lust weiter die Schulbank zu drücken. Das drittälteste Kind, ein Junge, im Kindergartenalter, ist hyperaktiv. Der Junge findet niemals Ruhe, er ist unentwegt in Bewegung, kann sich mit gar nichts beschäftigen. Die Eltern leiteten ihn nie an, sie können es nicht, sie lernten es niemals.

Die Sprache des Kindes ist holprig und schlecht zu verstehen. Nur wer ihn gut kennt, versteht ihn mühsam. Nerven er und seine jüngeren Geschwister, werden sie vor der Glotze geparkt. Das ist die ganze Erziehung und Bildung im Elternhaus, eine Kita oder Schule wird diesen Kindern auch nicht mehr viel helfen können. Alle Kinder dieser Familie werden im Leben auf der Strecke bleiben.

Die zweite Familie besteht aus einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern im Kindergarten- und Vorschulalter. Die Mutter hat, nach der zweiten Geburt, vor kurzem wieder angefangen zu arbeiten und die beiden Kinder, zwei und fünf Jahre, gehen in den Kindergarten. Die beiden sind selbstständig, können sich alleine anziehen. Der Älteste kennt die Zahlen, alle Buchstaben und kann ganze Sätze artikulieren. Auch das zweijärige Mädchen verfügt über einen altersgerechten Wortschatz und kann sich bestens verständlich machen.

Hier im letztem Beispiel beschäftigt sich die Mutter intensiv mit den Kindern, korrigiert Fehler, spielt pädagogische Spiele mit ihnen, in denen Farben, Zahlen, Buchstaben und Begriffe geübt werden, ohne dass die Kinder das Spiel als Lernen wahrnehmen oder es als Zwang empfinden.
Bei der Familie, im ersten Beispiel, gibt es all das nicht, nur den Fernseher, als Abstellplatz für nervige Gören.

Die notwendige Beschäftigung mit ihren Kindern empfinden die einen oder anderen Eltern als zu anstrengend, oder sie sind nie auf diese Aufgabe vorbereitet worden. Zugegeben, es ist nervig, einem Kind zum zigsten Mal zu erklären, das Butter eben Butter ist und nicht Brutter, Bater oder sonst etwas.

Männer und Frauen, denen das Kümmern um die Kinder zu mühevoll ist, oder die dazu nicht fähig sind, sollten es sich gut überlegen, Kinder in die Welt zu setzen, denn diese Kinder werden niemals in ihrem Leben eine Chance bekommen.