Journalismus und Gefälligkeiten

Über das „Globale Korruptionsbarometer 2013“ bin ich dieser Tage gestolpert. Interessiert haben mich die Äußerungen über die schreibende Zunft. Fast die Hälfte der Interviewten hält die Medien für korrupt. Abfälliger werden nur noch Politik und Wirtschaft beurteilt. Laut Transparency International stellen die Medien sogar die Verwaltung in den Schatten.

Da wurden Journalisten von der Industrie zu Luxusreisen nach Südafrika eingeladen. Ein großer Autobauer sponserte über zwei Dutzend Journalisten das Dabeisein bei den Olympischen Spielen in Peking. Journalisten mit Presseausweis bekommen Rabatte beim Kauf eines Autos, beim Buchen einer Flugreise. Ein Reiseanbieter hat vergangenes Jahr bei einem der großen Presserabatt-Portale über 60.000 Zugriffe verzeichnet. Das Sponsern ist nicht ganz selbstlos, die spendablen Firmen erhoffen sich eine Gefälligkeit, z. B. dass ihr Auto, ihre Fluglinie, ihr Urlaubsreiseangebot in einem Artikel, einem Film wohlwollend erwähnt wird.

Zitat Tagesschau – Wenn Journalisten gefällig werden: „Es wird immer wieder sichtbar, dass Journalisten auch im Bereich Politik exklusive Informationen haben, und da muss man als Journalist halt ganz klar abwägen: Von wem habe ich diese Information bekommen, werde ich da instrumentalisiert?

Wie geht eine Redaktion mit einem eingereichten, kritischen Artikel um, wenn der Inhalt einen Kunden, der teure Anzeigen schaltet, verärgern könnte? Wie geht eine Redaktion mit kritischen Artikeln über, na, sagen wir einmal, einen Bürgermeister um? Missliebige Artikel können dazu führen, dass der Verfasser zukünftig von Informationen ausgeschlossen wird. Das wäre ein geschäftlicher Nachteil für die Zeitung. Ist sie bereit, den hinzunehmen oder schreibt sie dann lieber angepasst?

Zitat Transparency International – Kommunen: „Im Aufbau unseres gesellschaftlichen Systems spielen die Kommunen und Städte eine besondere Rolle. Hier trifft der Bürger unmittelbar auf das politische System, auf die handelnde Verwaltung. Hier bildet sich sein Bild von einem funktionierenden, demokratischen Staatssystem. Hier macht der Bürger aber auch die direkte Erfahrung mit „Vetternwirtschaft“, Machtmissbrauch und Verschwendung und gewinnt eine Vorstellung von den schädlichen Folgen der Korruption.“

Wunderbar bei uns zu beobachten, wo Verfasser von kritischen Berichten vom Informationsfluss abgeschnitten werden. Geschmeidiger Gefälligkeits-Journalismus, wie der eines ostbrandenburgischen Blattes, dagegen wird belohnt. Solche Blätter werden bestens versorgt. Der Leser eines solchen Blattes bekommt dann auch nur eine geschmeidige, gefällige Wahrheit, die vom Geber der Information gesteuert wird. Im schlimmsten Fall wird Wahrheit mit Lüge zur Halbwahrheit gequirlt, werden ethische Normen der Presse über Bord geschmissen.

Es geht auch anders. Es gibt Journalisten, die bemühen sich, Korruption und Gefälligkeits-Journalismus in der eigenen Zunft aufzudecken. Als Beispiel angeführt, das Magazin „Zapp“, das sich mit Nebentätigkeiten von öffentlich-rechtlichen Moderatoren beschäftigt. Die „Berliner Zeitung“ hat das Vermischen von redaktionellem Teil mit Werbung, praktiziert von einem großen Zeitungsverlag, beleuchtet. Nach Auto-Bild schleichen sich Autohersteller mit zweifelhaftem Gratis-Lehrmaterial in Schulen ein.

Es wäre schön, wenn wir hier in Ostbrandenburg auch von den allzu gefälligen Journalisten verschont würden. Dazu müsste ein hiesiges, sehr angepasstes Blatt aber erst einmal seinen eigenen Stall ausmisten und daran glaube ich nicht.