So richtig verstehen mag ich den Grundstücksverkauf am Eichendamm nicht. Erst wird alles sehr still und leise durch den Bürgermeister betrieben. Am 8. August dann eine geheime Sitzung der Gemeindevertretung, in der dieser wohl fragwürdige Verkauf nachträglich von den Abgeordneten legalisiert wurde. Ganz im Geheimen, die Bevölkerung sollte davon nichts erfahren, wurde des Bürgermeisters Sünde geheilt, wie es im Amtsdeutsch genannt wird.
Unser Bürgermeister wird wohl nicht von Schuldgefühlen geplagt worden sein, gab er doch seiner Frankfurter Lieblingszeitung ein Interview über die nicht öffentliche Sitzung. Am 15. August veröffentlichte die MOZ unter dem Titel „Preissenkung im Nachhinein abgesegnet“ eine Zusammenfassung dieser geheimen Sitzung. Dass er wieder einmal als Sieger aus der Sitzung ging, das musste er hinausschreien, in der kleinen Welt von Brandenburg verbreiten. Unseren Hobbyheilern in der Gemeindevertretung sei der Dank der Bürger dieser Gemeinde sicher, die den Schaden bezahlen dürfen. Wie ließ der Kämmerer unlängst durchblicken, notwendig sei vielleicht eine Erhöhung der Grundsteuer B und anteilige Erhöhungen bei der Straßenbausatzung.
Was war geschehen? Der Bürgermeister hat ein Grundstück am Eichendamm verkauft, der Kaufpreis sollte 60 Euro/qm betragen. Der Käufer bemängelte, das Grundstück sei seit DDR Zeiten zugemüllt. Davon will der Käufer zuvor nichts gewusst haben? Irgendwie fällt es mir schwer das zu glauben, wohnt doch der Käufer in der Fontanestraße, sozusagen ein paar Meter um die Ecke.
Der Bürgermeister gab ihn daraufhin flugs einen kleinen Rabatt von 15 Euro/qm. Im Februar zahlte der Käufer den heruntergehandelten Preis von 33.660 Euro für 748 qm, also 45 Euro/qm. Bei 60 Euro/qm hätte der Käufer 44.880 Euro bezahlen müssen. Der Käufer hat dem Bürgermeister einen Preisnachlass von 11.220 Euro abgehandelt. Das Schöne daran, die Gemeindevertretung hat nichts davon erfahren, erst die Kommunale-Aufsicht hat die Gemeindevertreter darauf gestoßen, tja und dann haben sie eiligst und nachträglich den Bürgermeister geheilt.
Das Grundstück habe ich mir angesehen, kein Müll, dafür hochgewachsenes, saftiges Gras. Darüber habe ich hier geschrieben Grundstücksverkauf mit Tücken – Teil 1. Ganz neu hörte ich, der Müll ist unterirdisch, bei Bohrungen sind sie auf Waschmaschinen und Dachpappe gestoßen. Ich hab aber keine Waschmaschine und keine Dachpappe gesehen, geschweige denn große Löcher, die man buddeln müsste um das Zeug ans Licht, an die Oberfläche zu befördern. Rätsel über Rätsel!
Rätsel lösen sich manchmal mit der Zeit. Die Zeit brachte einen geotechnischen Bericht vom 22. Januar 2013 ans Licht, der vom Grundstückskäufer am 17. Januar 2013 in Auftrag gegeben wurde. In keiner Zeile des Gutachtens wird von einem zugemüllten Grundstück gesprochen. Die Rede ist einzig von Siedlungsabfall.
Zitat aus dem Gutachten: „Die Geländedeckschicht bildet im Untersuchungsgebiet eine ca. 1.3 Meter bis 1.8 Meter mächtige Schicht eines teilweise aufgefüllten Sandes, der stark mit Siedlungsabfall verunreinigt ist.“
Nun haben wir’s, kein Müll, keine Dachpappe, keine Waschmaschine, nein einfachen, ganz gewöhnlichen Siedlungsabfall brachten die Bohrungen ans Licht. Nehmen wir einmal die Städte Trier, Köln und Berlin als Beispiel. Alle drei Städte stehen auf Siedlungsabfall, Trier und Köln auf dem der Römer und in tieferen Schichten, findet sich der Siedlungsabfall germanischer Stämme. Berlin ist erbaut auf Siedlungsabfällen slawischer Stämme. So sieht’s überall aus, in der ganzen, weiten Welt, wir alle leben auf mehr oder weniger Siedlungsabfällen. Aus diesem Grund bekommt kein Grundstückskäufer auch nur einen Cent Rabatt. Nirgends? Nein! In Woltersdorf ist’s möglich, da ist langsam alles möglich.
Gerne würde ich einige Frage beantwortet haben:
Warum kauft der Mensch das Grundstück, wo er doch einen Monat vor Kaufabschluss von dem Siedlungsabfall erfahren hat?
Warum hat der Bürgermeister dem Käufer nicht gesagt, Du braucht nicht kaufen, keiner zwingt dich?
Wieso sind hier 11.000 Euro Preisnachlass gerechtfertigt?
In dem Zusammenhang wäre es mal Interessant, ob der Herr Bürgermeister den Käufer persönlich kennt?
Unser Bürgermeister braucht keinen Referenten, er weiß alles, kennt alles und das obendrein besser als der Rest der Menschheit, seit Adam an.
Das liegt wohl daran, dass sich der Schlaumeier Dottore Vogel
in den 20 Jahren vor seinem Amtsantritt nie für die
Arbeit der Gemeindevertreter und Ausschüsse interessiert hat
und wohl kaum jemals seine Freizeit auf Zuschauerplätzen in Sitzungen verbracht hat.
Auf dem Tennisplatz fand er sich schon immer besser platziert.
Da bleibt auch keine Zeit, um alte Protokolle und Beschlüsse zu lesen.
Und nachfragen bei kompetenten Mitarbeitern kommt natürlich nicht in Betracht.
M.
Das mit dem Grundstücksverkauf ist schon schlimm genug.
Viel schlimmer ist m.E. die Aussage von Herrn Vogel in der MOZ wie folgt:
„Er sei in der Sache falsch über die Beschlusslage der Gemeindevertretung informiert worden. „Ich kann unmöglich alle Beschlusslagen aus früheren Jahren auswendig lernen“, sagte er.“
Ja bitte schön? Wo sind wir hier? Er ist der Chef der Verwaltung und hat sich vorher entsprechend zu informieren. Oder hat er als gelernter Psychologe alle hypnotisiert?
In jeder Verwaltung müsste es doch einen sog. Referenten geben, der Verwaltungswissenschaft von der Pieke auf studiert hat. (so kenne ich das zumindest) und der den Bürgermeister in diesen Fragen berät.