Der Zeisig hats geschafft, er ist der neue Vogelmeister von Wolkenkuckucksheim. Für den ausgedörrten Wortklauber und Zungendrescher haben die Vögel die meisten Federn in den Korb gelegt. Bei dem alten Tyrannen dagegen gabs nur wenige Federn zu zählen. Zaunkönige, Störche, Schwalben, Spatzen, Adler, Häher, Habicht, Geier und all das andere Geflügel konnten wählen, entweder den wohlbekannten höhnischen Geier oder den alten Zeisig, der langsam seine matten, grauen Federn verlor und aussah als wäre er in der Mauser. Eine andere Option gab es nicht, war doch Fink und Taube schon lange der nach unten gerichtete Daumen gezeigt worden.
Es war ein spannender Kampf zwischen den beiden Bewerbern, das Ringen um den güldenen Futternapf von Wolkenkuckucksheim. Der flügellahme Zeisig torkelte in ein Eckchen und ward vorerst nicht mehr gesehen. Der Geier dafür um so mehr, verschlagen, wild mit den Flügeln um sich dreschend versuchte er seinen Sturz aus dem Ratsnest vom höchsten Wipfel zu bremsen. Hilfe, krächzte der höhnische Geier, so helft mir doch und einige Getreue rüsteten sich, eine letzte Schlacht für ihn zu fechten.
Da war die Großschnauze von der Religiösen Geflügel Union, kurz RGU gerufen, ein watschelnder Tölpel, der einst beim Sokrates studierte. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang verwahrte er mit seinen Watschelenten die Nesthäckchen der frommen Ibise von Wolkenkuckucksheim. Aufgeblasen flötete der Tölpel den Ibiseltern ein schändliches Lied: lasst die Krallen vom Zeisig, er glaubt nicht an die Götter, wenn der Zeisig Vogelmeister wird, dann sind wir bald nur noch Haut und Knochen. Nehmt lieber den Geier, er gab uns immer, er wird auch weiter für uns sorgen, so werden wir fett wie Krammetsvögel.
Das zweite Federvieh, die Waldschnepfe, lebte in Saus und Braus am Hofe des Geiers, den Schnabel immer voller Fliegen und Mücken und wollt, so solls für immer bleiben. Honigzüngig sang sie den Vögeln von der edlen Natur des Geiers, mit ihr krächzten im Chor ein paar Wachteln und ein Priester aus dem Tempel des Ibis.
Es hat dem Geier nicht geholfen, er fiel flügellahm aus dem Nest und der gichtige Zeisig muss nun, ob er will oder nicht, Vogelmeister werden. Voller Angst, nimmer meinte er zu werden, was er nun muss, nahm Urlaub von Wolkenkuckucksheim, flog mit seiner Zeisigin nach Schelmstädt sich zu beschnäbel und zu bevögeln. Dass Amt kann warten, dass Amt muss warten bis der greise Zeisig Kraft gesammelt hat, fürs nicht gewollte Amt.